Object: Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen (H. 5)

22 Der Konflikt und der Dänische Krieg. 
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dann noch einige Tage voll banger Zweifel in jenem Malmaison, wo einst die der- 
stoßene Josephine in ihrer Einsamkeit gelebt hatte, bot der Regierung vergeblich seine 
Dienste als einfacher General an. Endlich sah er ein, daß seine Rolle ausgespielt war; 
der Gedanke, mit Hilfe der jakobinischen Föderierten in den Pariser Vorstädten wieder 
ans Ruder zu gelangen, schien dem Despoten zu unmilitärisch. Ms die Preußen sich 
näherten, verließ er am 29. Juni das Schloß und eilte an die Küste nach Rochefort. 
Der große Schauspieler schlug nun noch einmal seine Toga in malerische Falten, 
erklärte dem Prinzregenten, er komme, um wie Themistokles Schutz zu suchen am gast- 
liehen Herde des großmütigen Feindes, und begab sich am 15. Juli an Bord des eng¬ 
lischen Kriegsschiffs Bellerophon. Hardenberg erlebte die Genugtuung, daß sein so oft 
wiederholter Vorschlag jetzt von allen Mächten unbedenklich gebilligt wurde; es blieb 
nichts übrig, als den unheilvollen Mann fern von Europa in sichere Haft zu bringen. 
22. Der Konflikt und der Dänische Krieg. 
Von Georg Kaufmann („Politische Geschichte im 19. Jahrhundert", 
Berlin 1900, Georg Bondi). 
Der Krieg. 
Mit dem kinderlosen König Friedrich VII. starb am 15. November 1863 die alte 
Königslinie aus, die Dänemark und Schleswig-Holstein in Personalunion vereinigt 
hatte. In Dänemark folgte König Christian IX. von der Glücksburger Linie, während 
in Schleswig-Holstein nach allgemeiner Überzeugung des Volkes und der Juristen 
die Augustenburger Linie die nächsten Ansprüche hatte. Wenn die Sache einfach nach 
dem Fürstenerbrecht geregelt wurde, so wurde jetzt die in Not und Verfolgung fest- 
gehaltene Hoffnung der Schleswig-Holsteiner erfüllt und ihre Verbindung mit Däne- 
mark gelöst. 
Aber solche Fragen sind immer zugleich Machtfragen, und die Dänen hatten, 
namentlich seit 1846, jenes alte Recht zu beseitigen und die in Dänemark gültige 
Erbfolge auch auf Schleswig-Holstein auszudehnen versucht. Das Interesse des 
dänischen Gesamtstaats drängte dazu, aber der dänische Patriotismus hatte im Lause 
dieses Jahrhunderts zugleich einen schroff nationalen Charakter angenommen und 
legte sich schwer auf die Schleswig-Holsteiner, die an Zahl ihnen nachstanden, aber 
doch nicht so bedeutend, um sich einfach unterdrücken zu lassen. Ihr zähes Festhalten 
an dem Rechte des Landes auf Selbständigkeit wurde durch die Willkür und nationale 
Gehässigkeit der dänischen Verwaltung nur verstärkt, und schon 1844 wurde von einer 
großen Volksversammlung das Programm ihrer Politik in den drei Sätzen formuliert: 
„Die Herzogtümer find selbständige Staaten. Der Mannesstamm herrscht in den 
Herzogtümern. Die Herzogtümer sind fest miteinander verbundene Staaten." 
Preußens König Friedrich Wilhelm IV. erklärte, sie bei diesem ihrem Rechte schützen 
zu wollen, als sie sich 1848 gegen die Dänen erhoben, wich dann aber vor Rußland 
und Osterreich zurück unb unterzeichnete am 8. Mai 1852 zusammen mit Osterreich 
das von den übrigen Großmächten bereits 1850 vereinbarte Lonboner Protokoll, bas 
ben Gesamtstaat Dänemark garantierte unb ben Prinzen Christian von Glücksburg
	        
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