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10. Mschiedsworte eines Vaters an feinen Zahn.
1. Du wanderst in die Welt hinaus
auf dir noch fremden wegen;
doch folgt dir aus dem stillen Haus
der treusten Liebe Segen!
2. Lin Lnde nahm das leichte
Spiel;
es naht der Ernst des Lebens;
behalt' im Auge fest dein Ziel,
geh keinen Schritt vergebens.
3. Gerader Weg, gerades Wort!
so will's dem Mann gebühren,
wer Ehre sich erwählt zum Hort,
den kann kein Schalk verführen.
4. Nimm auf die Schultern Last
und Müh'
mit frohem Gottvertrauen
und lerne, wirkend spät und früh,
den eignen Herd dir bauen!
5. halt hoch das Haupt, was dir
auch droht,
und werde nie zum Knechte!
Brich mit dem Armen gern dein
Brot
und wahre deine Rechte!
6. Treib nicht mit heil'gen Dingen
Spott
und ehre fremden Glauben
und laß dir deinen Herrn und
Gott
von keinem Zweifler rauben!
7. Und nun ein letzter Druck der
Hand
und eine letzte Bitte:
„halt' dich getreu im fremden Land
zu deines Volkes Sitte!"
Julius Sturm.
11. Lehren und Lernen.
I.
Zum Lernen ist niemand zu alt. — Nichtswissen ist keine Schande,
aber nichts lernen wollen ist eine Schande. — Ohne Fleiß kein Preis.
Volksmund.
II.
Alte soll man ehren, Jungen soll man wehren,
Weise soll man fragen, Narren ertragen.
Sonst hielt man viel auf alten Brauch
und Vätersitten, tu es auch!
Eh du von einer weichst, schau’ hin:
ist auch vielleicht ein Segen drin? Klaus Harms.
12. Herrschen und Dienen.
1. Wer ist ein unbrauchbarer Mann?
Der nicht befehlen und auch nicht gehorchen kann.
2. Mit einem Herren steht es gut,
der, was er befohlen, selber tut.
3. Der Herr muß selber sein der Knecht,
will er’s im Hause haben recht.
Wolfgang v. Goethe.