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stieß sich an dem schlichten Evangelium des Jesu von Nazareth. Den
greisen Polykarp in Smyrna, der seinem Heiland nicht fluchen wollte,
ließ er verbrennen, den hochgebildeten Justin (den Märtyrer) enthaupten,
den 90jährigen Bischof Pothinus von Lyon nach vielen Martern
töten. Noch 6 andere Kaiser ließen kein Mittel unversucht, um die
verhaßten Nazarener zu unterdrücken. Doch auch die schrecklichsten
Martern vermochten nicht, die Christen von ihrem Herrn abwendig zu
machen. Freudig gaben sie ihr irdisches Leben dahin, um das himmlische
zu gewinnen. Besonders auch viele Frauen bewährten sich als christliche
Heldinnen, so die jugendliche Sklavin Blandina in Gallien, die edle,
reiche Perpetua wie die Sklavin Felicitas in Karthago. „Das
Blut der Märtyrer wurde die Aussaat der Kirche." Die letzte große
Verfolgung unter Diocletian hatte es hauptsächlich auf Vernichtung
der heiligen Schriften abgesehen.
Fragen: Welches waren die Ursachen der Chriftenverfolgungen? — Was
heißt: „Das Blut der Märtyrer (Blutzeugen) war die Aussaat der Kirche"? —
Welche Frauen haben Blut und Leben für den Heiland hingegeben? — Welche
Bedeutung hat die Zerstörung Jerusalems? — „Der Tod des Liberias" von
Geibel. „Pompeji und Herculanum" von Schiller. „Ich sende euch" von Gerok.
„Petrus" von Kinkel. „Ave, Caesar, morituri te salutant“ von Gerok. „Poly¬
karp" von Herder.
32. Der Sieg des Christentums unter Konstantin.
1. Konstantins edle Mutter. Konstantins Mutter war die fromme
Helena. In Trier soll sie geboren sein. Sie war eine edle, wohl-
thätige Frau, die viele Kirchen gebaut und dem Christentum viele Seelen
gewonnen hat. Ihren Gatten stimmte sie mild gegen die Christen, und
ihrem Sohne machte sie das Christentum lieb. Im hohen Alter besuchte
sie die heiligen Örter, wo Jesus gelebt und gelitten hatte, und baute
über seiner Gruft die Grabkapelle. Im Jordan ließ sie sich taufen. Als
80 jährige Greisin starb sie im Kloster.
2. Seine harten Kämpfe. Konstantin teilte anfänglich die Re¬
gierung mit fünf Cäsaren. Sein nächster Gegner war der Mit-Cäsar
Maxentius. Am roten Stein bei Rom, nahe der Tiberbrücke, kam
es zur Entscheidungsschlacht. Die Erscheinung eines strahlenden Kreuzes am
Himmel mit der Inschrift: „Durch dieses Zeichen wirst du siegen!" soll Kaiser
und Heer zum Siege begeistert haben. Maxentius wurde geschlagen und
ertrank im Tiber. Den Christen wurde nun Duldung gewährt. Einen
Gegner nach dem andern warf Konstantin nieder, bis er nach der Be-
323 siegung und Hinrichtung seines Schwagers Licinius Alleinherrscher war.
3. Seine entschiedene Begünstigung des Christentums. Das
Christentum wurde Staatsreligion, der heidnische Gottesdienst erst
noch geduldet, dann aber verboten. Konstantin berief die erste allge-
325 meine Kirchenversammlung nach Nicäa, wo 300 Bischöfe erschienen.
Die Lehre des Presbyters (Ältesten) Arius von Alexandrien, der die
Wesensgleichheit Jesu mit dem Vater leugnete und nur eine Wesens¬
ähnlichkeit lehrte, wurde verdammt und das nicäische Bekenntnis, daß
der Sohn Gottes gleichen Wesens mit dem Vater sei (die Lehre des