Full text: Geschichte des Altertums für Obersekunda (Teil 3)

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Griechische Geschichte. 
auch Mithras, der persische Lichtgott, begann bereits seinen Siegeszug. 
Schon bisher war neben der Verehrung der lichten Götter des Olymps 
eine andere, mehr persönliche Frömmigkeit sehr verbreitet geniesen, die, 
nach Erlösung von der Not des Daseins verlangend, ihre Zuflucht zu 
geheimnisvollen Lehren und Bräuchen nahm, so zu den Mysterien, in 
denen zu Eleusis Demeter und Persephone und andere, unterweltliche Gott- 
heiten verehrt wurden, zu den wilden Orgien des Dionysosdienstes, zu 
Weissagungen und Orakeln. Jetzt drang eine Flut orientalischen Aber- 
glaubens ein und gewann die Massen. Viele Menschen freilich verloren 
religiöses Empfinden überhaupt, der Glaube an die Herrschaft des blinden 
Zufalls in der Welt griff um sich. Die den alten Götterglauben retten 
wollten, legten ihm ihre philosophischen Gedanken unter, wie die Stoiker; 
andere erklärten die Götter für verstorbene Könige und Wohltäter der 
Menschen und brachten rationalistische Deutungen vor, wie Euhemeros 
von Messana, der in einer Art Roman erzählte, in ferner Südsee in 
einem Heiligtums die eigentliche Geschichte der Götter gelesen zu haben. 
Der griechischen K u n st war auch in diesen Jahrhunderten noch eine 
Baukunst, hohe Blüte beschieden. Der B a u k u n st stellten die neugegründeten Groß- 
städte und Fürstenresidenzen große Aufgaben: Tempel wurden gebaut 
(meist im ionischen und korinthischen Stil), gedeckte Säulenhallen, mehr- 
schiffige Basiliken (für Rechtspflege und Geschäftsverkehr), Rathäuser, 
Märkte und Straßen, Wasserleitungen, Theater, Gymnasien, Bäder, Be¬ 
festigungsanlagen. Die von deutschen Gelehrten ausgegrabenen Ruinen 
von Prien e am Mykalegebirge zeigen, wie man damals eine Stadt 
anlegte, im besonderen wie die Privathäuser aussahen. 
Plastik. Die Plastik ferner hat auch in diesem Zeitalter Bedeutendes hervor- 
gebracht. Um die Mitte des vierten Jahrhunderts hatten Skopas und 
Praxiteles ihre Marmorkunst geübt. Skopas von Paros liebte Ge- 
stalten voll Pathos und Stimmung, er hat auch mitgearbeitet am Schmucke 
des Mausoleums, das die karische Fürstin Artemisia ihrem Gemähte, einem 
Vorläufer des Hellenismus, errichten ließ. Der Athener Praxiteles erreichte 
seinen höchsten Ruhm mit der Darstellung der anmutigeren und weicheren 
Gestalten 8er Götterwelt, von ihm stammen die Aphrodite von Knidos, der 
Hermes von Olympia, der träumende Satyr. Alexanders Zeitgenosse war 
Lysippos von Sikyon, auf den auch die vorhandenen Nachbildungen 
des Königs zurückgehen; sein bekanntestes Werk ist der Apoxyomenos, ein 
sich vom Staube reinigender Athlet, der kanonisches Ansehen gewann wie 
der Speerträger des Polyklet. Er war besonders Meister im Erzguß. Im 
vierten Jahrhundert wurden auch die Niobegruppe und der Apoll von Bei-
	        
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