Full text: [Schulj. 8, [Schülerbd.]] (Schulj. 8, [Schülerbd.])

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jungen Enten, die sie ausgebrütet hat, zu beobachten. Welche 
Aufregung, welche Angst zeigt sie, wenn sie mit der Schar der 
kleinen Enten an ein Gewässer kommt und gewahren muß, 
wie diese sogleich das Wasser aufsuchen und munter darauf 
umherschwimmen! Welch ängstliches Rufen, welch Locken, um 
ihre Stiefkinder von dem nach ihrer Ansicht verderblichen Wasser 
zu entfernen! 
Als Pflegeeltern zeichnen sich namentlich die kleineren 
Insektenfresser aus, die sich nicht nur der verlassenen und hilf— 
losen Jungen der eigenen Art, sondern gelegentlich auch der 
anderer Arten annehmen und sie wie ihre eigenen Kinder 
aufziehen. Berühmt sind in dieser Hinsicht besonders die Rot— 
kehlchen. Diese nehmen sich oft auch junger verwaister Körner— 
fresser an, die in ihrem frühesten Alter gleichfalls auf Insekten⸗ 
nahrung angewiesen zu sein pflegen, wie z. B. die Lerchen. 
Jungen Hänflingen oder Kanarienvögeln würde diese Gutmütig⸗ 
keit wenig nützen, da sie von Anfang an Pflanzenstoffe verzehren. 
Weit einförmiger ist die Pflege der Nachkommenschaft bei 
den Säugetieren, so aufopferungsvoll diese auch ihre Jungen 
lieben. Die Ursache hiervon mag in der Gleichartigkeit der Er— 
nährung zu suchen sein. Während die Vögel ausnahmlos Nester 
für ihre Jungen bauen oder doch eine feste, bestimmte Brutstätte 
haben, gestaltet sich die Sache bei den Säugetieren anders. 
Viele von ihnen, wie Raubtiere, Insektenfresser, Nager, legen 
auch Nester an, bemächtigen sich auch wohl fremder Nester oder 
benutzen Fels-, Erd- oder Baumhöhlungen. Andere, wie die 
Huftiere und die schwimmenden Säugetiere, haben Junge, die 
schon kurze Zeit nach der Geburt imstande sind, mit selbständiger 
Bewegung den Alten zu folgen. In einem dritten Falle endlich 
sehen wir, daß die Mütter von Anfang an ihre Kleinen mit 
sich umhertragen, bis diese eine gewisse Selbständigkeit erlangt 
haben. Es sind dies die Beuteltiere. 
So lehrt uns also diese Betrachtung, eine wie große Be— 
deutung die Elternliebe und Elternsorge im Leben der Tiere 
hat, und daß im Reiche der Tiere ebenso wie im Leben der 
Menschen das Wohl und Wehe der einzelnen sich auf das 
Familienleben gründet. Nach William Marshall-Terks. 
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