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Dritter Teil. Unser Vaterland.
Bergleute, die Hauer, bohren mit Hilfe einer Maschine die Spreng¬
löcher. „Ruf den meisten Gruben unserer Gegend", bemerkt hier
unser Führer, „werden Sprenglöcher von 0,70—l m Tiefe mit solchen
Bohrmaschinen hergestellt, die durch gepreßte Luft in Bewegung ge¬
setzt werden. In kleineren Gruben findet die Bohrmaschine keine
Verwendung, hier bohren die Knappen mit Hammer und Meißel-
bohrer das Sprengloch ins harte Gestein."
plötzlich erschallt von einer anderen Seite her der Ruf: „Ts wird
angesteckt!" Der besorgte Führer hat kaum Zeit, uns hinter eine
schützende Felswand zu schieben, da zerreißt ein greller Blitz die
dunkle Nacht unseres unterirdischen Aufenthalts, und ein dröhnender
Schlag erfolgt. Unter unseren Füßen erzittert der Boden- es kommt
uns vor, als sei die Erde geborsten. Unsere Lichter verlöschen,
weißer Dampf quillt auf und beengt uns die klopfende Brust. Nach¬
dem sich der Rauch verzogen hat, eilen die Bergleute zu dem ent¬
standenen Trümmerhaufen und hacken mit der Keilhaue die ge¬
borstenen, noch locker sitzenden Erze los.
Die jüngeren Männer bringen die gewonnenen Erze an den Förder¬
schacht, in dem sich die Förderkörbe auf und nieder bewegen. Eine
Dampfmaschine hebt durch ein langes Drahtseil die vollen wagen
nach oben, während gleichzeitig die leeren hinabgleiten.
wir durchwandern noch manche lange Strecke, bald eng, bald
weit, bald hoch, bald niedrig. Ruf langen Leitern, den Fahrten,
gelangen wir von einer Sohle zur anderen und bewundern überall
die ernsten Männer, die im Schweiße ihres Rngesichts ihr gefahr¬
volles Werk verrichten, bis sie beim Schichtwechsel durch andere Berg¬
leute abgelöst werden.
Schon mehrere Stunden verweilen wir unter der Erde. Nach
der anstrengenden Wanderung und dem vielen Schauen sehnen wir
uns nach dem Tageslicht.
Endlich haben wir den Luftschacht wieder erreicht- ein Förder¬
korb ist dort zur Ruffahrt für uns bereit. Mit einem herzlichen
„Glück auf!" scheiden wir von den wackeren Bergleuten, und aufwärts
geht die Fahrt. Bald haben wir den Lingangsstollen erreicht, und
der Förderkorb hält, wir folgen den nach außen rollenden, erz.
beladenen wagen und begrüßen froh das goldene Tageslicht.
Narl Jacobi, Geographie des Regierungsbezirks Wiesbaden.
1b8. Die Lddertalsperre.
In dem letzten Jahrzehnt hat der deutsche Handel einen ganz
enormen Russchwung genommen. Kaum vermögen unsere Eisenbahnen
den von Jahr zu Jahr sich steigernden Verkehr noch zu bewältigen,
und immer mehr ist daher die deutsche Regierung daraus bedacht,
für den Verkehr wieder mehr unsere Flüsse dienstbar zu machen
oder auch vollständig neue Wasserstraßen herzustellen. So kommt