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Mit fremden Schätzen reich beladen,
Kehrt zu den heimischen Gestaden
Der Schiffe mastenreicher Wald.
Der königliche Gast erstaunet:
„Dein Glück ist heute gut gelaunet,
Doch fürchte seinen Unbestand.
Der Kreter waffenkund'ge Scharen
Bedräuen dich mit Kriegsgefahren/
Schon nahe sind sie diesem Strand."
Und eh' ihm noch das Wort entfallen,
Da sieht man's von den Schiffen wallen,
Und tausend Stimmen rufen: „Sieg!
Von Feindesnot ftnb wir befreiet,
Die Kreter hat der Sturm zerstreuet,
Vorbei, geendet ist der Krieg!"
Das hört der Gastfreund mit Entsetzen.
„Fürwahr, ich muß dich glücklich schätzen!
Doch", spricht er, „zittr' ich für dein Heil.
Mir grauet vor der Götter Neide/
Des Lebens ungemischte Freude
Ward keinem Irdischen zu teil.
Auch mir ist alles wohl geraten/
Bei allen meinen Herrscherthaten
Begleitet mich des Himmels Huld/
Doch hatt' ich einen teuren Erben,
Den nahm mir Gott/ ich sah ihn sterben,
Dem Glück bezahlt' ich meine Schuld.
Drum, willst du dich vor Leid bewahren,
So stehe zu den Unsichtbaren,
Daß sie zum Glück den Schmerz verleihn.
Noch keinen sah ich fröhlich enden,
Aus den mit immer vollen Händen
Die Götter ihre Gaben streun.
Und wenn's die Götter nicht gewähren,
So acht' auf eures Freundes Lehren
Und rufe selbst das Unglück her/
Und was von allen ¡Deinen Schätzen
Dein Herz am höchsten mag ergötzen,
Das nimm und wirf's in dieses Meer!"