Full text: [Stufe 2, [Schülerbd.]] (Stufe 2, [Schülerbd.])

253 
Mit fremden Schätzen reich beladen, 
Kehrt zu den heimischen Gestaden 
Der Schiffe mastenreicher Wald. 
Der königliche Gast erstaunet: 
„Dein Glück ist heute gut gelaunet, 
Doch fürchte seinen Unbestand. 
Der Kreter waffenkund'ge Scharen 
Bedräuen dich mit Kriegsgefahren/ 
Schon nahe sind sie diesem Strand." 
Und eh' ihm noch das Wort entfallen, 
Da sieht man's von den Schiffen wallen, 
Und tausend Stimmen rufen: „Sieg! 
Von Feindesnot ftnb wir befreiet, 
Die Kreter hat der Sturm zerstreuet, 
Vorbei, geendet ist der Krieg!" 
Das hört der Gastfreund mit Entsetzen. 
„Fürwahr, ich muß dich glücklich schätzen! 
Doch", spricht er, „zittr' ich für dein Heil. 
Mir grauet vor der Götter Neide/ 
Des Lebens ungemischte Freude 
Ward keinem Irdischen zu teil. 
Auch mir ist alles wohl geraten/ 
Bei allen meinen Herrscherthaten 
Begleitet mich des Himmels Huld/ 
Doch hatt' ich einen teuren Erben, 
Den nahm mir Gott/ ich sah ihn sterben, 
Dem Glück bezahlt' ich meine Schuld. 
Drum, willst du dich vor Leid bewahren, 
So stehe zu den Unsichtbaren, 
Daß sie zum Glück den Schmerz verleihn. 
Noch keinen sah ich fröhlich enden, 
Aus den mit immer vollen Händen 
Die Götter ihre Gaben streun. 
Und wenn's die Götter nicht gewähren, 
So acht' auf eures Freundes Lehren 
Und rufe selbst das Unglück her/ 
Und was von allen ¡Deinen Schätzen 
Dein Herz am höchsten mag ergötzen, 
Das nimm und wirf's in dieses Meer!"
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.