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Das Wunder, es dauert den morgenden Tag;
doch fraget, wer immer zu fragen vermag:
„Wie ist's mit den Krügen ergangen?“
Die Mäuslein, sie lächeln, im Stillen ergetzt;
sie stammeln und stottern und schwatzen zuletzt,
und gleich sind vertrocknet die Krüge.
Und wenn euch, ihr Kinder, mit treuem Gesicht
ein Vater, ein Lehrer, ein Aldermann spricht,
so horchet und folget ihm pünktlich!
Und liegt auch das Zünglein in peinlicher Hut,
verplaudern ist schädlich, verschweigen ist gut;
dann füllt sich das Bier in den Krügen.
Wolfgang von Goethe.
154. Abendfreden.
De Welt is rein so sachen, man hört man eben munkeln,
as se deep in Drom, as keem't vun Minschen her.
man hört ni ween noch lachen, Man hört dat Veh int Grasen,
ses lisen as en Bom. un nn is in Frede
Se snackt man mank de Bläder, sogar en schüchtern Hasen
a n sleeb mi vär de Föt.
u nee veenner Da's wul de Himmelsfreden
vär Koh und slille Schap. ahn Larm un Strit un Spott,
Nu liggt dat Dörp in Dunkeln dat is en Tid tum Beden —
un Newel hangt davär, Hör mi, du frame Gott!
Klaus Groth.
155. Das Masser.
Das Bild einer guten Hausmutter in der Hausbaltung der
Natur stellt sich uns in dem Wasser dar. Obne das Wasser
vürde gar bald die ganze Oberfsäche der Erde zu einer Ein-
õöde verden gleich den afrikanischen Wüsten in der dürren
Zeit des Jahres; ohne dasselbe würden alle Gewächse verdorren,
alle Tiere dabinsterben. Aber gleich einer sorgsamen Mutter,
die ohne Aufhören in allen Rãumen ihres Hauses umbervwandelt,
bald hinab zu dem Reller, bald zum Speicher des Oberbodens
steigt, um alle die Bhrigen mit dem, was ihnen not thut, zu
versehen, strömt das Wasser der Erde in den Hlüssen und
Bãchen hinab zu dem Meere, steigt von da nach d Ver-
weilen als Dampf hinauf in die Luft, träufelt als Tau, ergiebt
gieh als Regen über das durstende Land, sammelt sich auf dem
kühlen Gebirge oder auf den waldigen Hügeln zum Quell oder
Bach und rinut, indem es seine nährenden Gaben rings umher
verteilt, von neuem hinab zur Tiefe. Das Nasser folgt dem
Bergmanne nach in seine Gruben vie dem Rrystallgräber
auf seine kablen Berghöben; denn ebenso vie die Luft ins
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