Full text: [[3] = Oberstufe, [Schülerbd.]] ([3] = Oberstufe, [Schülerbd.])

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dtengeln und Blättern der Kräuter. Bei der Pflanze dagegen ist 
das Vasser mebt blob eine Zugabe zur Speise, sondern ist für 
die das Hauptnahrungsmittel selber, vie für den Säugling die 
Muttermueh Der anio Saugling, vie übel wäre er daran, venn 
er seine Nabrung selber aufsuchen müßte, er, der noch nicht 
Stehen und gehen kann, sondern in seinen Windeln es orwarten 
mub, daß die Mutter ikn tränkt. Und er darf nicht vergeblich 
harren; die Liebe treibt seine Mutter mächtiger zu ihm hin, 
als sein Hunger ihn ur Matter Gleiebie dem Sugling er- 
zeht es dem Reiche der PfBanzen. Nicht nur das flüssige 
Wasser des Bodens dringt in ihre feinen Murzelfasern ein, 
Sndern wie die Mileh dem neugeborenen Rinde genügt vielen 
Bewächsen das dampfförmige Masser, das neben der anderen 
luftförmigen Nahrung in der Atmosphäre schwebt. Mie die 
Hausmutter ungerufen und von selber ihrem Säugling naht, so 
kommt das Wasger dus dor Luft horab don Püanzen entgegen; 
J viel Vald und reiches Grün ist, da giebt es Quellen und 
Bche, und das Regengewole zioht bioh an moeisten nach der 
hpflanzenreichen Gegend bin; vo aber der Mensch im unbe— 
daehtsamen Rifer voines Kulturtriebes oder aus Barbarei dio 
Huügel und Taler urer Vmnldor und Gebüsche beraubt hat, 
da versiegen Quellen und Bãche, und das Land wird zur 
dürrön Einöde. 
So kann sich selbst an der Pflanze, velehe ohne Auge und 
Ohr, ohne jeden erkennenden Sinn für die Mutter, de gien 
ihr naht, niehts thun Kann als nur kräftig die Nahrung saugen, 
die sieh ihr darbeut, die Liobe dieser Mutter nicht verlougnen, 
aueh an ihr offenbart sich jene Fürsorge, die aller ihrer Ge- 
sohöpfo gedenkt. Wie der Adler seinen Jungen, so lange sie 
noeh unbefiedert und sehwach im Neste liegen, die Nabrung 
herbeitrũgt die sie nicht in eigener Kraft erfassen können, s0 
zendet er, der allen das Wesen gab, weinen hülflosen Geschöp- 
fen das, vas nen not thut, zu seiner Zeit. Es heißt da mit 
Recht: Der Starke für sieh selber wacht, den Schwachen 
nimmt der Herr in acht. Gotthilẽ Reinrion von Sehubert. 
156. Der Heringsfang an der norwegischen Küste. 
Unter allen kaltblütigen Geschlechtern in beschuppter Haut ist 
das des Herings wahrscheinlich das zahlreichste; denn wer zählt 
die ungeheuren Schwarme, welche jahrlich aus den Meerestiefen 
aufsteigen, an allen Küsten des nördlichen Europas erscheinen, zu 
Milliarden eine Bente der Raubfische und Vögel werden und doch 
immer wieder in der zahllosen Fülle zum Vorschein kommen. 
Und so genau ist der Mensch von ihrem Kommen unterrichtet, 
daß er alles vorher zu ihrem Empfange vorbereiten kann. — Wöoher 
sie kommen, wohin sie gehn, das weiß er freilich nicht, aber dem 
Fischer und Kaufmann ist es auch genug: sie sind da! und er eilt, 
Deutsches Lesebuch. Ausgabe B. Oberstufe. 3 
B
	        
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