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Es lebe die gesamte Welt!
Dem Deutschen deutsch am besten gefällt,
er hält sich selbst in Ehren
und läßt den Nachbar links und rechts,
wes Landes, Glaubens und Geschlechts,
nach Herzenslust gewähren. G. gh. Schmidt von Lübeck.
15. Deutschland.
Die weiten Fluren, die sich, mannigfaltig durchschnitten, von
den höchsten Alpen über dem mittelländischen ünd dem adriatischen
Meer in unbestimmten Grenzen westlich an den Ufern der Maͤas
und der Schelde hinab bis zur Nordsee hinbreiten und östlich von
der March hinüber zur Oder bis zu dem Ausflusse der Weichsel,
nennen wir Deutschland.
Dieses Land in dieser Ausdehnung gehöret zu den schönsten
Ländern, welche die Sonne begrüßet in ihrem ewigen Laufe.
Unter einem gemäßigten Himmel, unbekannt mit der sengenden
Luft des Südens wie mit der Erstarrung nördlicher Gegenden, die
größte Abwechselung, die reichste Mannigfaltigkeit, köstlich für den
Anblick, erheiternd und erhebend für das Gemüt, bringet Deutsch—
land alles hervor, was der Mensch bedarf zur Erhaltung und zur
Förderung des Geistes, ohne ihn zu verweichlichen, zu verhärten, zu
verderben. Der Boden ist fähig zu jeglichem Anbau. Hier scheint
sich die Zeugungskraft gesammell zu häben, die dort versagt ward.
Unter dem bleibenden Schnee der Alpen dehnen sich die herrlichsten
Weiden aus, von der Wärme doppelt belebt, die an jenem wirkungslos
vorüberging. An der kahlen Felswand ziehet sich ein üppiges Thal
hinweg. Neben Moor und Heide, nur von der bleichen Binse und
von der Brombeerstaude belebt und menschlichem Fleiße nichts ge—
während als die magere Frucht des Buchweizens oder des Hafers,
erfreuen das Auge des Menschen die kräftigsten Fluren, geeignet
zu den schönsten Saatfeldern und zu den herrlichsten Erzeügnissen
des Gartenbaues. Fruchtbäume prangen in unermeßlicher Menge
und in jeglicher Art, vom sauren Holzapfel bis zum lieblichen
Pfirsich. Hoch auf den Bergen des Landes erhebt unter Buchen
und Tannen die gewaltige Eiche ihr Haupt zu den Wolken empor
und blickt über nn und Hügel hinweg, welche den köstlichen
Wein erzeugen, die Freude der Menschen, in der Ferne wie in der
Nähe gesucht und gewünscht von Hohen wie von Geringen.
Kein reißendes Tier schrecket, kein giftiges Gewürm drohet,
kein häßliches Ungeziefer quälet. Aber Überfluß gewähret das Länd
an nützlichem Vieh, an kleinem wie an großem, für des Menschen
Arbeit, Zwecke und Genüsse. Das Schaf trägt Wolle für das feinste
Gespinst, der Stier verkündiget Kraft und Stärke in Bau und Ge—
stalt, das Pferd gehet tüchtig einher im Fuhrwerke, prächtig vor
dem Wagen des Großen und stolz als Kampfroß unter dem Krieger,
hier ausdauernd und dort.