224 II- Das Menschenherz in Luft und Leid: Vaterland und Freiheit.
Wir schwören, stehn zu wollen den Geboten
Des Lands, des Mark wir tragen in den Röhren,
Und diese Schwerter, die wir hier empören,
Nicht eh'r zu senken als vom Feind zerschroten.
Wir schwören, daß kein Vater nach dem Sohne
Soll fragen und nach seinem Weib kein Gatte,
Kein Krieger fragen soll nach seinem Lohne,
Noch heimgehn, eh' der Krieg, der Nimmersatte,
Ihn selbst entläßt mit einer blut'gen Krone,
Daß man ihn heile oder ihn bestatte.
1. Gedankengang. 1. Mit verschlungenen Händen und himmel¬
wärts gerichteten Augen leisten wir den Schwur fürs Vaterland (V. 1 — 2).
2. Himmel und Erde, Lebende und Tote nehmen wir zu Zeugen (V. 3—4).
3. Wir wollen stehen und fallen, leben und sterben in den Geboten des
Vaterlandes, das uns mit seinem Mark genährt hat (V. 5—6). 4. Die
emporgehobenen (empörten) Waffen sollen nur zu Boden fallen, wenn
sie der Feind in Stücke schlägt (zerschrotet) (B. 7—8). 5. Nicht nach
Vater und Mutter, Weib und Kind, Lohn und Ehre wollen wir im
heiligen Kriege fragen (V. 9—11). 6. Nur mit der blutigen Krone,
wund oder tot, verlassen wir den Kampf (V. 12 — 14).
2. Grundgedanke. Wir schwören bei allem, was uns heilig ist,
unser Vaterland zu befreien, nur dieser Aufgabe zu leben, durch keine
Rücksicht uns beirren zu lassen und nur siegreich oder tot den Kampf
zu enden.
3. Verwandte Anklänge. Theodor Körners Lied zur feier¬
lichen Einweihung der preußischen Freischaren in der Kirche zu Rogau in
Schlesien:
„Wir treten hier in Gottes Haus mit frommem Mut zusammen;
Uns ruft die Pflicht zum Kampf hinaus, und alle Herzen flammen . . ." —
Jul. Mosens Lied vom vierten Regiment:
„In Warschau schwuren tausend auf den Knieen:
Kein Schuß im heil'gen Kampfe sei gethan!
Tambour, schlag an! Zum Blachfeld laßt uns ziehen;
Wir greifen nur mit Bajonetten an!
Und ewig kennt das Vaterland und nennt
Mit stillem Schmerz sein viertes Regiment."
5. Mos. 30, 19: „Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu
Zeugen." — „Den Helm zerschroten, zerhackt den Schild —" (Bd. II,
Nr. 71). — Schillers Reiterlied: „Und setzet ihr nicht das Leben ein,
nie wird euch das Leben gewonnen sein." — Luther: „Nehmen sie uns
den Leib, Gut, Ehr', Kind und Weib, laß fahren dahin —
4. Aufgaben, rr) In welcher inneren Beziehung stehen A und B?
b) Wie hat Napoleon I. „Ketten geschmiedet", „das Mark des Landes
verzehrt", „die Deutschen gehetzt wie Wild", „sie in ihren eigenen Netzen
gefangen", „ihre Kinder als Kanonenfutter auf die Schlachtfelder ge¬
schleppt" und „Schmach und Schande auf den deutschen Namen gehäuft"?
c) Wie ist der Schwur in B gehalten worden?