Full text: [Bd. 3, [Schülerbd.]] (Bd. 3, [Schülerbd.])

317 
Ludwig Uhland: Die Schlacht bei Döffingen. 
würde man dem Hörer und Leser alle Illusion zerstören, dann thäte man 
besser, das Gedicht überhaupt zu streichen. Der Gewinn an historischer 
Wahrheit wiegt aber in diesem Falle nicht so schwer wie der Verlust an poe¬ 
tischer Stimmung, d) Stimmungsmalerei: Mit wenig Sätzen malt 
Uhland ein Bild von der größten Anschaulichkeit, und mit wenig Worten legt 
er in dasselbe die richtige Stimmung. So z. B. malen in A Die 
Strophen 1—6 in unübertrefflicher Weise die friedliche Schönheit des 
Sommermorgens, die friedlich-frohe Stimmung des Grafen, das behagliche 
Ruhen im kühlen Kloster, das erquickliche Strecken im warmen Sprudel — 
im Gegensatz dazu Str. 7 — 14 die notwendige, sich freilich nicht über¬ 
stürzende Hast in der Gefahr. In B geben gleich die ersten Strophen 
den Grundton der Stimmung an, die das ganze Gedicht beherrschen soll. 
c) Humor. Groß ist des Dichters Kunst, Streiflichter des Humors auf 
das Bild dieser zum Teil düsteren, schweren Zeit fallen zu lassen und sie 
dadurch zu verklären. Der Humor zeigt sich entweder in den Worten, 
die der Dichter den Personen in den Mund legt (z. B. A 8 und 10, 
B 13, D 18), oder es ist der Humor der Thatsachen (z. B. A 16 oder 
B 1—3, verglichen mit Str. 10—12). ä) Sprachliche Mittel. 
1) Parallelismus der Glieder. Die symmetrische Anordnung, wie 
sie oben als von dem Cyklus im Ganzen geltend nachgewiesen ist, liebt 
Uhland auch im Aufbau ganzer Strophen und einzelner Sätze; vgl. z. B. 
A 7—10, D 17—20 und A 8, B 8, C 8 und 14, Z. 1 B 6. 8. — 
2) Gegensätze. In A: Hoch zu Roß, begleitet von seinen Knappen, 
reitet Graf Eberhard aus — zu Fuß und teilweise auf dem Rücken 
eines treuen Hirten kehrt er heim; er sucht nicht blutigen Strauß — die 
Feinde suchen ihn; behagliches Strecken, Ruhe — atemlose Hast der Boten, 
eiliges Anziehen, eilige Flucht; Str. 11 u. s. w. In B: Die drei Könige 
reden und beraten — Eberhard handelt; ihre Siegeszuversicht (Str. 2. 3) 
— ihr demütiger Gang in die Gefangenschaft; sie wollen Eberhard fangen, 
verwahren und seine Burgen brechen — so verfährt er mit ihnen; die 
Unsicherheit über die drohende Gefahr bei Nacht — die furchtbare Klarheit 
bei Tagesanbruch; Str. 10. In C: Das scheinbare Erliegen — die 
Erhebung; Str. 6 unbeweglicher Fels — anschwellende Flut; Str. 3 und 
Str. 10; Str. 9 nimmt gefangen — auf den Tod. In B: Str. 1; 
Str. 4 und 15; Str. 6; Str. 16 und 0 20. 21; Str. 17. 18 und 
Str. 19. 20. 3) An Vergleichen, Bildern und bildlichen Aus¬ 
drücken ist unser Liederkreis wie alle Uhlandschen Gedichte nicht arm. 
Die Vergleiche und Bilder blenden nicht durch überraschende Neuheit und 
fremdartigen Farbenglanz, erfreuen aber durch Anschaulichkeit, Klarheit 
und feine Durchführung bis in die Einzelheiten hinein; vgl. 0 1 sowie 
D 7 und 12. 4) «) Altertümliche Formen und Ausdrücke verwendet 
Uhland sehr stark; diese Vorliebe ist zurückzuführen auf seine liebevolle 
Beschäftigung mit der mittelalterlichen Litteratur. In den „Erläuterungen" 
sind die Nachweise im einzelnen gegeben. Hierher gehört noch die Nicht¬ 
flexion des Adjektivums wie A 10 der gleißend Wolf, A 11 ein lustig 
Necken, B 5 ein wohlgerüstet Heer. ß) Nicht minder gern greift Uhland
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.