Full text: [Teil 3, [Schülerbd.]] (Teil 3, [Schülerbd.])

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urlaubten sich mit kaltem Lächeln und hätten vielleicht sich bald 
thätlich gerächt, wären nicht Prinz und Kammerherr schon des 
nächsten Tages verschwunden. A. G. Meißner. 
28. 
Napoleons Felhug gegen Rußland 1812. 
As ward immer sichtbarer, daß Napoleon keine unabhängige 
Macht neben sich in Europa dulden wollte. Jetzt sollte der Schlag Ru߬ 
land treffen. Der Kaiser Alexander war lange ein treuer Freund 
und Anhänger Napoleons; allein nun mußte er aus mehreren Vor¬ 
gängen schließen, daß Napoleon ihm mit verräterischer Liebe zuge¬ 
than sei, daß er ihn zum letzten, aber größten Opfer ausersehen 
habe. Darum söhnte er sich mit England, der Seele aller Verbin¬ 
dungen gegen Frankreich, aus und zog auch Schweden, dem er in 
Norwegen einen Ersatz für Finnland versprach, in sein Interesse. 
Als Napoleon die kriegerischen Vorkehrungen des russischen Kaisers 
vernahm, rief er voll Zuversicht aus: „Rußland wird von seinem 
Verhängnisse ergriffen; wohlan, es soll erfüllt werden!" und ließ 
von den Pyrenäen bis an die Küste der Ostsee, von dem Niemen 
bis an das adriatische Meer, das ganze Jahr 1811 hindurch unaus¬ 
gesetzt rüsten. Selbst Österreich und Preußen mußten Truppen stel¬ 
len. Vom Frühjahr bis zum Herbst war alles in Bewegung; nie 
sah Europa größere und schönere Heere vorüberziehen; der Zug 
glich einer Völkerwanderung. Über 500 000 Mann Franzosen, 
Österreicher, Preußen, Sachsen, Bayern, Württemberger, Badener, 
Westfalen, Holländer, Italiener, Polen, selbst Spanier und Portu¬ 
giesen, mit allem reichlich versehen, traten den Zug an und rückten 
am 25. Juni 1812 über den Grenzfluß Niemen. Der Untergang 
Rußlands schien um so gewisser und näher, als es gerade mit den 
Türken in einen Krieg verwickelt war. Aber unter Englands Ver¬ 
mittlung schloß Alexander mit den Türken einen Frieden, in wel¬ 
chem der Pruth die Grenze seines Reiches wurde, und wendete nun 
seine ganze Macht gegen den neuen Feind, mit der feierlichen Be¬ 
teuerung, den Krieg nicht zu enden, solange ein feindlicher Streiter- 
auf Rußlands Boden stehe. Napoleon hatte eine Abteilung seines 
Heeres unter Oudinot und Macdonald auf die Straße nach Peters¬ 
burg gegen den russischen Fürsten Wittgenstein geschickt; mit der
	        
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