B. Brandenburagisch-Preußische Geschichte. 113
wig XVI. bestieg den Thron. Der erste Pariser Friede machte dem ersten Be⸗
freiungskriege ein Ende. Frankreich wurde sehr milde behandelt. Es zahlte keine
Kriegskosten und erhielt alle Länder, die es 1792 besessen hatte, dazu noch einige
kleinere Gebiete. Preußen erstrebte vergeblich, Ersatz für die großen Opfer zu erlangen,
die der Durchzug der französischen Truppen im Jahre 1812 verursacht hatte. Von den
geraubten Kunstschätzen wurde nur der Siegeswagen herausgegeben, der seitdem
wieder das Brandenburger Tor in Berlin schmückt.
b) Der Wiener Kongreß. Nach dem ersten Pariser Frieden traten die Ver⸗
treter der europäischen Mächte, viele Fürsten, Feldherren und Staatsmänner in Wien
zu einem Kongreß zusammen, um die verwirrten Verhältnisse in Europa zu ordnen.
Die Verhandlungen dauerten über sieben Monate. Die bedeutendsten Minister Oster⸗
reichs und Frankreichs zeichneten sich durch große Klugheit aus und wußten für ihre
Länder viel Vorteil zu gewinnen. Preußen hatte im Kriege am meisten geleistet und
die größten Opfer gebracht. Die andern Mächte gönnten ihm aber den Ruhm nicht
und wollten es nicht zu mächtig werden lassen. Es erhielt von seinen früheren pol⸗
nischen Besitzungen nur die Gebiete von Posen, Danzig und Thorn zurück; die übrigen
fielen an Rußland. Außerdem mußte Preußen Ansbach und Bayreuth an Bayern
und Ostfriesland an Hannover abtreten. Als Entschädigung bekam es den nördlichen
Teil vom Königreich Sachsen und den größten Teil der jetzigen Rheinprovinz und
Westfalens. Das Herzogtum Lauenburg tauschte es gegen Schwedisch-Vorpommern
ein, so daß jetzt ganz Pommern zu Preußen gehörte. Durch die Abtretung
der polnischen Landesleile war Preußen zwar wieder ein vorwiegend deutsches Land
geworden; aber es hatte nun weit weniger Flächenraum als vor 1806. Dadurch, daß
Hannover, Kurhessen und andre kleinere Staaten sich zwischen sein Gebiet schoben,
zerfiel es fortan in zwei ungleiche Teile, was ihm für den Fall eines Krieges leicht
Schaden bringen konnte. — An die Stelle des alten Deutschen Reiches trat der
Deutsche Bund, in dem Osterreich die Führung hatte. Alle deutschen Angelegen—
heiten sollten fortan gemeinsam von dem Bundestag beraten werden, zu dem
die Bundesstaaten ihre Gesandten schickten und der in Frankfurt a. M. seinen
Sitz hatte.
i) Der zweite Befreiungskrieg [18161. Auf dem Wiener Kongreß
waren während der Verhandlungen Streitigkeiten entstanden, so daß ein neuer
Krieg auszubrechen drohte. Napoleon hörte davon und hatte auch erfahren,
daß die Franzosen mit ihrem neuen Herrscher unzufrieden waren. Deshalb ent—
wich er von Elba und landete mit seiner Leibgarde in Frankreich. Hier wurde
Napoleon mit großem Jubel aufgenommen. Die französische Armee ging zu
ihm über, so daß er einen glänzenden Einzug in Paris halten konnte. Die andern
Mächte aber fürchteten einen neuen Eroberungskrieg. Sie erklärten Napoleon
in die Acht und verbanden sich zu neuem Kampfe gegen Frankreich. Die Preußen
unter Blücher und die Engländer unter Wellington waren zuerst auf dem Kampf—
plan. Ehe sie sich jedoch vereinigen konnten, wandte sich Napoleon gegen Blücher
und schlug ihn bei Ligny. Zwei Tage später, am 18. Juni 1815, bedrängte er
Wellington bei Belle-Alliance Waterloo] in Belgien. Blücher hatte Wel-
lington Hilfe versprochen. Starker Regen und grundlose Wege machten jedoch
den erschöpften Truppen das Vorwärtskommen fast unmöglich. Blücher feuerte
sie aber unermüdlich an. „Vorwärts, Kinder, vorwärts! Es muß gehen; ich
Hirts neues Realienbuch. Geschichte.