Full text: [Teil 4, [Schülerbd.]] (Teil 4, [Schülerbd.])

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den Rhein zu zerstörn! und diesen Fluß wieder zur Grenze zwischen 
dem freien Deutschland und dem Römerreiche zu machen. 
Hermanns Thaten wurden im ganzen Lande besungen. Roch 
jetzt singen die Kinder in Westsalen ein Herniannsliedchen und machen 
dabei, ohne die Bedeutung des Liedchens zu kennen, eine marschmäßige 
Bewegung: 
f ermann, schla Lärm an! la piepen, la trummen! 
e Kaiser will kummen met Hammer und Stangen, 
Will Hermann uphanaen. 
Un Hermann schlang Lärm an, leit piepen, leit trummen, 
De Fürsten find lummen met all' ehren Mannen, 
Hewt Varus uphangen. Vernaleken. 
3. Da« Oral) im Busento. 
Nächtlich am Busento lispeln bei Cosenza dumpfe Lieder; 
Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder! 
Und den Fluss hinauf, hinunter ziehn die Schatten tapfrer Goten, 
Die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten. 
Allzufrüh und fern der Heimat mussten hier sie ihn begraben, 
Während noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben. 
Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette; 
Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein irisches Bette. 
In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde, 
Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung, auf dem Pferde; 
Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe, 
Dass die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe. 
Abgelenkt zum zweitenmale, ward der Fluss herbeigezogen; 
Mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen, 
Und es sang ein Chor von Männern: „Schlaf in deinen Heldenehren! 
Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren!“ 
Sangen’s, und die Lobgesänge tönten fort im Gotenheere; 
Wälze sie, Busento welle, wälze sie von Meer zu Meere. 
v. Platen, 
4. Bonifacius. 
(Ein Streiter im Reiche Gottes.) 
1. Das gesegnetste Werkzeug zur Bekehrung der Deutschen war 
der Engländer Winfried (d. h. Kampffried, einer der Frieden schafft 
durch Kampf), bei seiner Bischossweihe vom Papste mit dem Ehren¬ 
namen Bonifacius (d. i. Wohlthäter) ausgezeichnet; denn ein Wohl¬ 
thäter ist er gewesen für seine Zeit in geistlichen und leiblichen Dingen. 
Seine Eltern waren aus edlem Geschlechte und hatten ihn zu einer 
glänzenden Laufbahn bestimmt. Er sollte in der Welt sein Glück 
machen; Gott aber wollte, daß er groß würde im Himmelreich. Seine 
Eltern mußten endlich seiner Neigung zum Klosterleben nachgeben. 
In dem Kloster wurde er durch eifrigen Fleiß ein gelehrter Mann. 
Als er in seinem dreißigsten Jahre Priester wurde, war er hochgeehrt 
wegen seiner Kenntnisse in der heiligen Schrift und wegen seiner ge¬ 
waltigen Predigten. Aber sein Herz zog ihn zu den Heiden. Er 
verließ England und fuhr über das Meer zu den Friesen. Doch der
	        
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