Full text: [Teil 4, [Schülerbd.]] (Teil 4, [Schülerbd.])

der beiden Gewalthaber erreichte sein Ende. Immer bedenklicher wurde 
dem Zaren das Anwachsen des französischen Länderbesitzes. Besonders 
grollte er über die Errichtung des Großherzogtums Warschau (Wer hatte 
das erhalten?). Er fürchtete, die Polen würden sich gegen ihn erheben 
und ihr zerstückeltes Vaterland wieder Herstellen wollen (Inwiefern und 
wenn war Polen zerstückelt worden?). — Er nahm deswegen eine feind¬ 
selige Haltung gegen Frankreich an, und rasch war Napoleon zum Kriege 
entschlossen. 
Es war im Frühling des Jahres 1812, als er eine Armee aufstellte, 
wie Europa bis dahin noch nicht gesehen hatte. In 3 Abteilungen rückten 
gegen 600 000 Mann mit über 1000 Kanonen und 20000 Gepäckwagen 
gegen den Osten vor. Portugiesen, Spanier, Italiener, Preußen, Öster¬ 
reicher, Polen und die Truppen des Rheinbundes hatte der Gewaltige mit 
seinen Franzosen vereinigt zur Großen Armee. Aber die Russen hatten 
einen gewaltigen Bundesgenossen an der Beschaffenheit ihrer Landes. Die 
Wege waren ungangbar, es fehlte an Lebensmitteln, und bald verminderten 
Krankheiten die Zahl der Streiter. Anstatt ihm zu einer Schlacht stand 
zu halten, lockten ihn die Russen immer tiefer ins Innere des Landes. 
Die Heere wichen absichtlich zurück, gefolgt von den Einwohnern, die vor¬ 
her ihre Häuser verbrannt und das Vieh hinweggetrieben hatten. So 
näherte sich Napoleon mit dem Hauptheere immer mehr der alten Zaren¬ 
stadt Moskau. Diese durfte der russische Heerführer (Kutufof) nicht in die 
Hände der Feinde fallen lassen, wenn ihn die Russen nicht sür einen Ver¬ 
räter halten sollten. Er blieb also stehen, erwartete Napoleon und lieferte 
ihm kurz vor Moskau die mörderische Schlacht bei Borodino. Marschall 
Ney erhielt hier wegen seiner Tapferkeit den Titel Fürst von der Moskwa. 
70 000 Leichen bedeckten das Schlachtfeld. Am 14. September zog Napoleon 
in Moskau ein. Alle wohlhabenden Einwohner hatten die Stadt verlassen, 
nur unheimliches Gesindel schlich durch die Straßen. Das erfüllte die 
Franzosen mit Grauen. Aber zum Grauen kam das Entsetzen. Noch in 
derselben Nacht brach eine Feuersbrunst aus, die fast die ganze von Holz 
gebaute Stadt in Asche legte. Der Kommandant von Moskau (Rostopschin) 
hatte diese entsetzliche That angeordnet', um den Franzosen die Winter¬ 
quartiere zu nehmen und sie durch den russischen Winter zn vernichten. 
Hätte Napoleon jetzt sofort den Rückweg genommen, so wäre wohl 
dieser Plan vereitelt worden. Aber er war mit Blindheit geschlagen. 
Immer noch hoffte er auf Abschluß eines Friedens, der ihm günstig wäre. 
Die Russen bestärkten ihn in diesem Wahne, und so verging die Zeit. Als 
die Hoffnung fehlgeschlagen war, trat er erst im Oktober den Rückweg an. 
Niemand vermag die Leiden zu schildern, unter denen die Große Armee in 
den eisigen Ebenen Rußlands vernichtet wurde. Ohue Lebensmittel und 
Waffen, die sie nicht mehr zu führen vermochten, ohne schützende Kleider, 
den Tod im Herzen, bei einer Kälte von 18—27°, hinter und neben sich 
die Feinde — das war der grauenerregende Zustand des Restes der 
Großen Armee. Im November bei Smolensk zählte das Heer noch 
etwa 40 000 streitbare Soldaten, 30 000 wehrlose Nachzügler folgten.
	        
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