Full text: [Teil 4, [Schülerbd.]] (Teil 4, [Schülerbd.])

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reinen Bogen sich ergießt und unten wieder über die kleinen Steine hin¬ 
trippelt wie ein munteres Mädchen. Ja! die Sage ist wahr: die Ilse 
ist eine Prinzessin, die lachend und blühend den Berg hinabläuft. Wie 
blinkt im Sonnenschein ihr weißes Schaumgewand! Wie flattern im 
Winde ihre silbernen Busenbänder! Wie funkeln und blitzen ihre Dia¬ 
manten! Die hohen Buchen stehen dabei gleich ernsten Vätern, die ver¬ 
stohlen lachend dem Mutwillen des lieblichen Kindes zusehen; die weißen 
Birken bewegen sich tantenhaft vergnügt und doch ängstlich über die ge¬ 
wagten Sprünge; der stolze Eichenbaum schaut drein wie ein verdrie߬ 
licher Oheim, der das schöne Wetter bezahlen soll; die Vöglein in den 
Lüften jubeln ihren Beifall; die Blumen am Ufer flüstern zärtlich: „O, 
nimm uns mit, nimm uns mit, lieb' Schwesterchen!" — Aber das lustige 
Mädchen springt unaufhaltsam weiter.- 
H. Heine. 
91. 's Blümche'. 
Bin g'sesfe' im e' grüne Feld 
Un' hab e' Blum' betracht't, 
Die hot der liebe Gott gar schö' 
Un' farbereich gemacht. 
O Blümche', hab' ich mer gedenkt, 
O wie beneid' ich dich, 
Du blühscht so hübsch un' ruhig do, 
Wie anners find' ich mich. 
Dirwillmer nix, dich quält mer nit, 
Du gukscht de' Himmel a' 
Un' zählscht in deinem stille' Glück 
Die Silberwölkcher dra'. 
Un' wie ich des so denk', so kummt 
E' Papilion doher; 
Der thut, als wann des zarte Ding 
For ihn gewachst' wär! 
Er schnuft dara' un' grabelt dra 
Voll Hunger un' voll Gier 
Un' wühlt die Blätter schier caput, 
Das übermüt'ge Tier. 
Un' wie er wech is, kummt e' Bien', 
Mit wüschte, geele Füß', 
Die hockt mit Summst d'ruf un' freßt 
Un' freßt de' Honig süß. 
Un' nocher kummt e' Käffer her, 
Der war so schwer un' dumm 
Un' druckt und biegt des Blümche' do 
Bis uf de' Bodden um. 
Un' drüber fangt 's zu dunnre' a', 
Un' endlich hagelt 's gar 
Ufmich un'Blum' un' Büsch un'Bääm, 
Daß 's zum d' erbarme' war. 
Die Gränk', so kann dann gar nix sei 
In Ruh' un' ohne Plooch, 
Warum jetz' des nit anners is, 
'Denk' lang schon drüber nooch. 
v. Ko bell. 
92. Die Alpenrose 
Hoch auf demBergim braunen Moose, 
Von Eis umglänzt und halb verschneit, 
Blüht still empor die Alpenrose, 
Ein süß Gedicht der Einsamkeit. 
Der lauen Frühlingslüfte Fächeln 
Küßt ihre jungen Blätter nicht; 
Sie steht wie ein verloren Lächeln 
Im starren Felscnangesichr.
	        
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