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es ihm für den sicheren Besitz seines neuen Herzogthums sein
könne, wenn er einen Fürsten in der Nahe durch Großmuth sich
verbinde/
So stand der Kaiser abermals als Sieger da und herrschte
unumschränkt. Tilly's und Wallenstein's Heere blieben gerüstet,
um jede aufrührerische Bewegung im Keime zu ersticken. Es
war kein Feind mehr vorhanden", der Friede schien nahe. Da
kam im Jahre 1629 das kaiserliche Restitutionsedikt (Wie¬
dererstattungsbefehl), dem zufolge die Protestanten alle, seit dem
Passauer Vertrage, 1552, eingezogenen geistlichen Güter — zwei
Erzbisthümer, zwölf Bisthümer und viele geringere Stifter und
Klöster -— den Katholiken restituiren oder zurückgeben sollten. Die
Reformirten schloß es vom Religionsfrieden ganz aus. Dieses
Edikt (Befehl) war ein Donnerschlag für die Protestanten. Ver¬
gebens machten ihre Fürsten Gegenvorstellungen; Aufschub auf
ein Jahr war Alles, was sie vom Kaiser erhalten konnten. Aber
innerhalb dieser Frist hatte sich die Lage der Dinge sehr geändert.
Die Noch und das Elend waren in Deutschland wegen der
vielen und langwierigen Kriegsgrauel so groß, die Klagen der
Fürsten und Völker hierüber so laut, daß der Kaiser sich bewogen
fand, im Jahre 1630 einen Kurfürstentag nach Regensburg
zu berufen. Alle, Protestanten und Katholiken, klagten hier mit
Einer Stimme gegen Wallenstein's Gewaltthatigkeiten und baten
flehentlich um Milderung des Elendes. Selbst des Kaisers Bruder,
Leopold, schilderte ihm die Gelderprcssungen der Befehlshaber, das
Rauben, Sengen und Morden der Gemeinen mit den grellsten
Farben. Der Kaiser ward tief erschüttert von diesem Bilde des
namenlosen Elendes seines Volkes. Er entschloß sich, achtzehn¬
tausend Reiter seines Heeres sogleich zu entlassen. Damit waren
aber die Kurfürsten nicht zufrieden. Alle verlangten mit Ungestüm
die Entlassung Wallenstein's und seiner verwegenen Raubscharen,
besonders Maximilian von Baiern, der, seit Wallenstein anführte,
zurückgesetzt wurde. Mit schwerem Herzen mußte sich endlich der
betroffene Kaiser dem allgemeinen Wunsche der Fürsten fügen
und in Wallenstein's Abdankung willigen.