Full text: [Teil 4, [Schülerbd.]] (Teil 4, [Schülerbd.])

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Heldenlieder aus den Hörnern des Urs Bier und Met. Die Frau 
besorgte indessen das Hauswesen und der Leibeigene den Acker. 
Schlimm genug war's, daß der Mann beim Trünke kein Maß und 
beim Würfelspiele kein Ziel kannte; in der Hitze des Trunks und 
Spiels bedachte sich keiner, wenn er alles verloren, sich selber auf 
den Würfel zu setzen; verlor er den letzten Wurf, so war er der 
Sklave dessen, der gewonnen hatte. Auch war beim Trünke der 
Freund vor seinem besten Freunde nicht sicher, und aus manchem 
Becher wuchs ein Zweikampf. 
Der Götterglaube der alten Deutschen war, — dies läßt sich 
aus den verschiedensten Bruchstücken erkennen, die teils in ihrer 
Urform, teils von fremdartigen Anschauungen überwachsen, zu Tage 
liegen, — eine Naturreligion, einfach, ihrem Charakter entsprechend. 
Nicht zu verkennen ist die Ahnung eines einzigen höchsten Wesens, 
eines schöpferischen, allerhaltenden, ewigen, eine Ahnung, die sich 
besonders in Sagen und Liedern des germanischen Nordens wie ein 
heller Streifen durch das Halbdunkel ihrer Götter- und Helden¬ 
geschichte zieht und wie der Vorbote eines schönern Morgenrotes 
die Weltanschauung von Gegenwart und Zukunft säumt. Aber 
nicht in Tempeln beteten sie, sondern in heiligen Hainen, an ur¬ 
alten Bäumen. Der Hauptgötter (Anseis, Ansis, Aesir), welche allen 
Stämmen gemeinsam gewesen zu sein scheinen, waren drei: der 
Donnerer Thor (Thunar, Dor), der geheimnisvoll mächtige 
Wuotan (Godan, Othin) und Freyr (auch Fro oder Froho ge¬ 
nannt), der Frieden und Fruchtbarkeit gab. Hierzu kommt noch 
Tyr (oder Tiv, Ziu), der Gott des Krieges und des Rechts, dann 
die Mutter Erde, Hertha, und die Göttin der Liebe, Frauwa 
oder Freia (auch Frigga genannt). Diese verehrten sie als Königin 
des Himmels, als die höchste und heiligste aller Frauen, ja als den 
Inbegriff aller weiblichen Tugend und Holdseligkeit. Auch an ge¬ 
waltige Riesen und an weise Zwerge glaubten sie, an lichte und 
dunkle Elfen (gute und böse Geister) und an das Fortleben in 
einem Himmel, in den die tapferen Helden aufführen. Der hieß 
Walhalla; dort war abermals Kampf und Gelage ihre Lust; 
darum ward der tote Freie in Wehr und Waffen und im schönsten 
Schmucke auf den Schild gelegt und mit Roß und Hund begraben 
oder verbrannt. Von der Welt glaubten sie, daß sie einst mit allen 
Göttern durch einen ungeheuern Brand untergehen würde, nach 
welchem Allvater einen neuen Himmel und eine neue bessere Erde 
erschaffe. Als Priester hielten die Ältesten und Weisesten daheim 
oder aus der Mahlstütte oder in den Waldheiligtümern für alle 
andere die Feste der Götter mit Opfern und Gelagen. Solcher 
großen Opferfeste gab es im Jahre drei, wobei das Volk auch die 
gemeinsamen Angelegenheiten beriet. Jene Männer erforschten (so 
wie die weissagenden Frauen) das Schicksal durch Lose und segneten 
Geschlecht, Gemeinde oder Gau. 
So lebten unsere Urväter, ein freies Volk auf freier Erde, 
bei aller Einfachheit und Derbheit doch nicht ohne alle Bildung:
	        
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