Full text: Die Welt im Spiegel der Nationalliteratur ([5], [Schülerbd.])

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drehen sich beständig über dem Horizonte im Kreise herum, so daß 
man sie bald unten, bald seitwärts, bald oben von einem gewissen 
Punkte sieht, der das ganze Jahr hindurch unbeweglich still steht. 
Dieser Punkt, den man sich vor allen Dingen merken muß, wenn 
man sich am Himmel zurechtfinden will, scheint der Mittelpunkt zu 
sein, um den sich überhaupt alle Gestirne bewegen. Je näher sie ihm 
stehen, desto kleiner sind die Kreise, die sie um ihn beschreiben; je 
entfernter sie von ihm sind, desto größer werden diese Kreise. Man 
hat diesem wichtigen Punkte den Namen des nördlichen Weltpols 
gegeben. Die Stelle, wo er sich befindet, ist durch einen hellen Stern 
von mittlerer Größe bezeichnet, der ganz in seiner Nähe einen äußerst 
kleinen und für das bloße Auge gar nicht merkbaren Kreis um ihn 
beschreibt. Er führt den Namen Polarstern und wird auf folgende 
Weise gefunden: Wenn das Auge sich gegen die nördliche Himmels¬ 
gegend richtet, so fallen ihm vor allen anderen Gestirnen sieben helle 
Sterne auf, welche den bekanntenGroßenBären oder den Himmels¬ 
wagen bilden. Zieht man nun durch die beiden hinteren Sterne, 
die sogenannten Räder des Wagens, in Gedanken eine Linie nach 
ver Mitte des nördlichen Himmels, so führt dieselbe in ihrer Ver¬ 
längerung auf den Polarstern hin, den man leicht daran erkennt, 
baß kein anderer Stern von gleicher Helle in seiner Nähe steht. 
Die Bewegung der um den Nordpol kreisenden Gestirne, welche 
niemals untergehen, berechtigt uns zu dem Schlüsse, daß auch die 
auf- und untergehenden Sterne sich in Kreisen bewegen, von denen 
aber immer derjenige Teil unter dem Horizonte verdeckt liegt, den 
der Stern von der Zeit seines Unterganges bis zu der seines Auf¬ 
ganges durchläuft. In gleicher Weise vermuten wir, daß sich dem 
Nordpol gegenüber ein anderer unbeweglicher Punkt am südlichen 
Himmel befinde, um den sich eine Anzahl von Sternen bewegt, welche 
uiemals über unsern Gesichtskreis heraufsteigen, wohl aber in süd- 
ucheren Gegenden sichtbar sein werden. Und so gewinnen wir die 
Ansicht, daß für uns immer eine ganze Hälfte des Himmelsgewölbes 
unter dem Horizonte liege, während wir die andere über demselben 
^blicken, daß also das Firmament keine halbe, sondern eine ganze 
Hohlkugel sei, welche den Erdball rings umschließt. 
Eine andere Ausnahme von der allgemeinen Regel des Sternen- 
iaufes macht eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Himmelskörpern, 
p deshalb zu den merkwürdigsten des Firmaments gehören. Diese 
Sterne folgen zwar auch der allgemeinen Bewegung des Himmels¬ 
gewölbes und beschreiben täglich einen Kreis um die Erde von Osten 
vach Westen. Dabei aber haben sie noch einen eigenen, dem all¬ 
gemeinen Umschwünge des Himmels entgegengesetzten Lauf von Westen 
Osten. Man kann diese Bewegung am allerdeutlichsten bei dem 
Monde wahrnehmen. Sieht man z. B. in einem gewissen Augen- 
vllcke den Mond bei einem Sterne, so wird man nach Verlauf einer 
stunde schon deutlich merken, daß er von diesem Sterne etwas weg-
	        
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