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Zu hinterst an der Mauer,
Da ragt ein Thurm so fest,
Das ist ein Sitz der Trauer,
Der Schlang' und Eule Nest;
Dort sollen 'sie ihm büßen
Im Kerker, trüb' und kalt;
Es gähnt zu ihren Füßen
Ein Schlund und finst'rer Wald.
Hier lernt vom Grimme rasten
Der Würtemberger Utz,
Der Bischof hält ein Fasten,
Der Markgraf läßt vom Trutz.
Sie mochten schon in Sorgen
Um Leib und Leben sein,
Da trat am andern Morgen
Der stolze Pfälzer ein.
„Herauf, ihr Herrn, gestiegen
In meinen hellen.Saal!
Ihr sollt nicht fürder liegen
In Finsterniß und Qual
Ein Mahl ist euch gerüstet,
Die Tafel ist gedeckt;
Drum, wenn es euch gelüstet,
Versucht, ob es euch schmeckt!"
Sie lauschen mit Gefallen,
Wie er so lächelnd spricht,
Sie wandeln durch die Hallen
Ans goldne Tageslicht.
Und rn dem Saale winket
Ein herrliches Gelag,
Es dampfet und es blinket,
Was nur das Land vermag.
Es satzten sich die Fürsten;
Da möcht' es seltsam sein:
Sie hungern und fie dürsten
Beim Braten und beim Wein.
„Nun, will's euch nicht behagen?
Es fehlt doch, däucht' mir, nichts.
Worüber ist zu klagen?
An was, ihr Herrn, gebricht's?
Es schickt zu meinem Tische
Der Odenwald daö Schwein,
Der Neckar seine Fische,
Den frommen Trank der Rhein.
Ihr habt ja sonst erfahren,
Was meine Pfalz beschert!
Was wollt ihr heute sparen,
Wo Keiner es euch wehrt?"
Die Fürsten sahn verlegen
Den andern jeder an,
Am Ende doch verwegen
Der Ulrich da begann:
„Herr, fürstlich ist dein Bissen,
Doch Eines thut ihm noth,
Das mag kein Knecht vermissen!
Wo ließest du das Brod?"
„Wo ich das Brod gelassen?"
Sprach da der Pfälzer Fritz;
Er traf, die bei ihm saßen,
Mit seiner Augen Blitz;
Er that die Fensterpforten
Weit aus im hohen Saal,
Da sah man aller Orten
Ins offne Neckarthal.
Sie sprangen von den Stühlen
Und blickten in das Land:
Da rauchten alle Mühlen
Rings von des Krieges Brand;
Kein Hof ist da zu schauen,
Wo nicht die Scheune dampft,
Bon Rosses Huf und Klauen
Ist alles Feld zerstampft.
„Nun sprecht, von wessen Schulden
Ist so mein Mahl bestellt?
Ihr müßt euch wohl gedulden,
Bis ihr bcsä't mein Feld,
Bis in des Sommers Schwüle
Mir reifet eure Saat
Und bis mir in der Mühle
Sich wieder dreht ein Rad.
Ihr seht, der Westwind fächelt
In Stoppeln und Gesträuch;
Ihr seht, die Sonne lächelt,
Sie wartet nur auf euch.
Drum sendet ffugs die Schlüssel
Und öffnet euern Schatz,
So findet bei der Schussel
Das Brod den rechten Platz!"
G. Schwab.
15. Die Kartoffel.
Bei der Kartoffel können wir auf unserer Wanderung durch
das Pflanzenreich unmöglich vorüber gehen, ohne sie ein wenig näher
anzuschauen. Die armen Irländer von 1846 könnten euch ein Lied¬
lein singen von dem Werthe derselben; denn in diesem Jahre allein
starben ihrer Hunderttausende den Hungertod, weil die Kartoffel, wie