Full text: [Obere Stufe, [Schülerbd.]] (Obere Stufe, [Schülerbd.])

110. Epheu und ein zärtlich Gemüth 
Heftet sich an und grünt und blüht. 
Kanu es weder Stamm noch Mauer 
finden, 
Äs muß verdorren, es muß verschwin¬ 
den. 
111. Sage mir, mit wem du umgehst, 
so läge ich dir, wer du bist. 
112. Die Menschen fürchtet nur, wer 
sie nicht kennt, 
Und wer sie meidet, wird sie bald ver¬ 
kennen. 
113. Die Wahl ist schwerer, als das 
Uebel selbst, 
Die zwischen zweien Nebeln schwankend 
bebt. 
114. Alle sind voll Honig die Blumen, 
Aber die Biene nur findet die Süßig¬ 
keit aus. 
Woisg. v. Göthc. 
115. Willst du dich selber erkennen, so 
sieh' wie die Andern es treiben; 
Willst du die Andern verstehn, blick' 
in dein eigenes Herz. 
116. Theuer ist mir der Freund, doch 
auch dem Feind kann ich nützen, 
Zeigt mir der Freund, was ich kann, 
lehrt mich der Feind, was ich soll. 
117. Glücklicher Säugling! dir ist ein 
unendlicher Raum noch die Wiege; 
Werde Mann, und dir wird eng die 
unendliche Welt. 
118. Zwei sind der Wege, auf welchen 
der Mansch zurTugend emporstrebt; 
Schließt sich der eine dir zu, thut sich 
der andre dir auf. 
Handelnd erringt der Glückliche sie, 
der Leidende duldend. 
Wohl ihm, den sei» Geschick liebend 
auf beide geführt! 
119. Immer strebe zum Ganzen, und 
kannst du selber kein Ganzes 
Werden, als dienendes Glied schließ' 
an ein Ganzes dich an. 
120. Was gut ist, wird im Kampf 
bestehen, 
Nie kann das Gute untergehen, 
Die Spreu nur wird des Sturmes 
Spiel. 
121. Das eben ist der Fluch der bösen 
That, 
41V 
Daß fie fortzeugend immer Böses muß 
gebären. 
122. Aus der Kräfte schön vereintem 
Streben 
Erhebt sich wirkend erst das wahre 
Leben. 
123. Nicht an die Güter hänge dein 
Herz, 
Die das Leben vergänglich zieren; 
Wer besitzt, der lerne verlieren, 
Wer im Glückift, der lerne den Schmerz. 
124. Der Siege göttlichster ist das 
Vergeben. 
125. Das Leben ist der Güter höchstes 
nicht. 
Der Uebel größtes aber ist die Schuld. 
126. Der brave Mann denkt an sich 
selbst zuletzt. 
Schiller. 
127. Wenige Ta^e nur währt die Ro¬ 
senzeit; pnd sie verschwunden, 
Siehst du die Rose nicht mehr, sondern 
die Dornen allein. 
Fr. Jacobs. 
128., O blicke, wenn die Welt dir will 
den Sinn verwirren, 
Zum ew'gen Himmel auf, wo nie die 
Sterne irren. 
129. Sei hochbeseligt, oder leide, 
Das Herz bedarf ein zweites Herz, 
Getheilte Freud' ist doppelt Freude, 
Getheilter Schmerz ist halber Schmerz! 
130. Thu', was Jeder loben müßte» 
Wenn die ganze Welt es wüßte; 
Thu' es, daß es Niemand weiß, 
Und gedoppelt ist der Preis. 
131. Geh' ohne Stab nicht durch de» 
Schnee, 
Geh' ohn' Steuer nicht zur See, 
Geh' ohne Gottes Geist und Wort 
Niemals auö deinem Hause fort. 
Fr. UüÄert. 
132. Bielen theile deine Freuden, 
Allen Munterkeit und Scherz, 
Wenig Edlen deine Leiden, 
Auserwählten nur dein Herz. 
v. Salis. 
133. Wer immer faul und müßig blieb. 
War lebend auch ein Schatten; 
Der Tagdieb ist der größte Dieb,, 
Er kann nichts mehr erstatten. 
27'
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.