fullscreen: Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges (Bd. 1)

180 v. Below: Die Blütezeit des deutschen Städtewesens und die Städtebündnisse. 
Kap. 96—29 handeln von den Ämtern und Verrichtungen der Kurfürsten auf den 
Reichstagen und von der Herrichtung der Tische bei feierlichen Hoftagen. Vom Kur- 
surften von Brandenburg heißt es: „Danach soll der Markgraf von Brandenburg, 
der Erzkämmerer, auf seinem Pferd kommen, der soll ein silbernes Becken mit Wasser 
in seinen Händen haben, das ein Gewicht von 12 Mark Silber hat, und eine schöne 
Handzwehl.i Er soll vom Pferd absteigen und dem Römischen Kaiser oder König Wasser 
geben, die Hände zu waschen." 
Im Kap 30 wird bestimmt, daß die Söhne und vermutlichen Erben dzr welt- 
lichen Kurfürsten, von denen anzunehmen ist, daß die deutsche Sprache ihnen „von Natur 
eigen" ist, von dem siebenten Jahre an bis in das vierzehnte auch in der lateinischen, 
italienischen und slawischen Sprache unterrichtet werden sollen, damit die Kurfürsten als 
des „Reiches Säulen und Grundfeste" die verschiedenen Völker, über die sich die Hoheit 
des heiligen römischen Reiches erstreckt, selbst verstehen und so dem Kaiser in der Ver- 
waltung des Reiches besser beistehen können. 
50. Die Blütezeit des deutschen Städtewesens 
und die Städtebündnisse. 
Von Georg von Beloro.2 
Das ältere deutsche Städtewesen und Bürgertum. „Monographien zur Weltgeschichte." 
Bielefeld und Leipzig. Velhägen & Klasing. 1898. S. 9. 
Mit dem 12. und 13. Jahrhundert beginnt die Zeit der Blüte des 
deutschen Städtewesens. Sie setzt sich bis ins 16. fort. 
Ihrem wirtschaftlichen Charakter nach sind die Städte dieser Zeit mehr 
Handwerks^ als Handelsplätze, wobei sich im allgemeinen die Unterscheidung 
machen läßt, daß der Handel in Norddeutschland, besonders an der Küste, 
das Handwerk in Süddeutschland stärker vertreten ist. 
Die Zeit vom 13. bis zum 16. Jahrhundert ist die glänzendste Periode 
des zünftigen Handwerks. Für die damaligen Verhältnisse war es ohne 
Zweifel die beste aller möglichen wirtschaftlichen Formen. Wir bewundern 
seine technischen Leistungen ebenso wie das, was es für den sozialen Aufbau 
der Nation getan hat. 
Die gewerbliche Produktion war damals eine überwiegend lokale. Die 
einzelne Stadt stellte weit mehr als heute ein auf sich ruhendes Ganze dar. 
Bei dem relativ geringen Verkehr des Mittelalters ergab es sich als Not- 
wendigkeit, daß jede Stadt so ziemlich alle gewerblichen Produkte hervorbrachte. 
Wir finden darum, daß die Gewerbszweige viel gleichmäßiger verbreitet waren 
als heute. Es gab nicht wie heute wenige und sehr große Zentren der 
Industrie, sondern eine Unmenge kleiner Mittelpunkte gewerblicher Tätigkeit. 
1 Handtuch. 
2 Georg von Below, geboren 1858 zu Königsberg in Preußen, ist Professor 
an der Universität zu Tübingen. Er schrieb u. a. Entstehung der deutschen Stadt- 
gemeinde. 1889. Das ältere deutsche Stäbteweseu unb Bürgertum. 1898. Territorium unb 
Slabt. 1900. Zur Geschichte ber konstitutionellen Partei im vormärzlichen Preußen. 1903.
	        
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