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4. Doch die Nacht verrann, und die See ward still,
und die Sonne schien in die Flammen;
da schluchzte die Armste: „As Gott will!“
und bewußtlos brach sie zusammen.
Sie trugen sie heim auf schmalem Brett,
dort liegt sie nun fiebernd im Krankenbett,
und draußen plätschern die Fluten;
dort spielt ihr Kind, ihr „lütting Jehann“,
und lallt wie träumend dann und wann:
„Een Boot is noch buten!“
154. Eine Seeräãubergeschichte.
Erzablung eines alten Steuermannes.
Emanuel v. Coelhol.
Gesammelto Werke. IV. Band. Stuttgart. 1888. 8. 78.
Wir hatten Ol geladen und Korinthen
und segelten vergnügt mit unsrer Fracht
von Malta auf Gibraltar: Jochen Schütt,
der lübsche Kapitän, mit fünf Matrosen
und ich, Hans Kiekebusch, als Steuermann.
Der Wind blies lustig, und wir waren schon
Sardinien vorbei, als hinter uns
nordosther ein verdächtig Segel aufkam,
das wie mit Siebenmeilenstiefeln lief.
10 Bedenklich guckte Jochen Schütt durchs Glas
und schüttelte den Kopf und guckte wieder,
und immer länger ward sein schlau Gesicht.
„Verdammte Suppe!“ brach er endlich los,
„der Haifisch soll mich schlucken, wenn das nicht
w Tuneser sind, Spitzbuben, die's auf uns
und unsern schmucken Schoner abgesehn!
Bei Gott, jetzt heißt es: Alles Weißzeug los,
und stramm gesegelt!“
Leider war's zu spät.
Ein Viertelstündchen noch, da wußten wir,
ꝛ daß Flucht unmöglich. Gleich darauf auch ließ
das Kaperschiff die rote Flagge schon
vom Toppmast fliegen, und ein Schuß befahl
uns beizulegen. An Verteidigung
war nicht zu denken; sieben waren wir,