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Der König, dem das Lied gefiel,
ließ, ihn zu ehren für sein Spiel,
eine goldne Kette holen.
4. „Die goldne Kette gib mir nicht,
die Kette gib den Rittern,
vor deren kühnem Angesicht
der Feinde Lanzen splittern.
Gib sie dem Kanzler, den du hast,
und laß ihn noch die goldne Last
zu andern Lasten tragen!
5. Ich singe, wie der Vogel singt,
der in den Zweigen wohnet;
das Lied, das aus der Kehle dringt,
ist Lohn, der reichlich lohnet;
doch darf ich bitten, bitt' ich eins:
Laß mir den besten Becher Weins
in purem Golde reichen!“
6. Er setzt' ihn an, er trank ihn aus:
„O Trank voll süßer Labe!
O, wohl dem hochbeglückten Haus,
wo das ist kleine Gabe!
Ergeht's euch wohl, so denkt an mich,
und danket Gott so warm, als ich
für diesen Trunk euch danke!“
160. Der Alpenjäger.
Frlodrlon v. Sohlllor.
Aamil. Schrifton. Vist. krit Ausg. von K. Gõdeke. XL. Stuttgart. 1871 8S. 42600
1. „Willst du nicht das Lämmlein hüten?
Lämmlein ist so fromm und sanft,
nährt sich von des Grases Blüten,
spielend an des Baches Ranft.“ —
„Mutter, Mutter, laß mich gehen
jagen nach des Berges Höhen!“ —
2. „Willst du nicht die Herde locken
mit des Hornes munterm Klang?
Lieblich tönt der Schall der Glocken
in des Waldes Lustgesang.“ —