Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerbd.]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerbd.])

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nach Jahresfrist, um den Kampf zu erneuern. Meine Herren, 
es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg 
werden, — und wehe dem, der Europa in Brand steckt, der zuerst 
die Lunte in das Pulverfaß schleudert! 
Nun, meine Herren, wo es sich um große Dinge handelt, wo 
es sich handelt um, was wir mit schweren Opfern erreicht haben, 
um den Bestand des Reiches, vielleicht um die Fortdauer der 
gesellschaftlichen Ordnung und der Zivilisation, jedenfalls um 
Hunderttausende von Menschenleben, da kann allerdings die 
Geldfrage erst in zweiter Linie in Betracht kommen, da erscheint 
jedes pekuniäre Opfer im voraus gerechtfertigt. 
Es ist ja richtig, was hier mehrfach betont worden, daß der 
Krieg selbst Geld und abermals Geld fordert, und daß wir unsere 
Finanzen nicht vor der Zeit zugrunde richten sollen. Ja, meine 
Herren, hätten wir die sehr großen Ausgaben nicht gemacht für 
militärische Zwecke, für welche der Patriotismus dieses Hauses 
und der Nation die Mittel gewährt hat, so würden allerdings 
unsere Finanzen heute sehr viel günstiger liegen, als es gegenwärtig 
der Fall ist. Aber, meine Herren, die glänzendste Finanzlage hätte 
nicht verhindert, daß wir bei mangelnden Widerstandsmitteln 
heute am Tage den Feind im Lande hätten; denn lange schon 
und auch jetzt noch ist es nur das Schwert, welches die Schwerter 
in der Scheide zurückhält. Der Feind im Lande — nun, wir haben 
das zu Anfang des Jahrhunderts sechs Jahre lang getragen, und 
Kaiser Napoleon konnte sich rühmen, aus dem damals kleinen und 
armen Lande eine Milliarde herausgepreßt zu haben — der Feind 
im Lande würde nicht viel fragen, ob Reichsbank oder Privatbank. 
Sahen wir doch im Jahre 1813, als er schon im vollen Abzuge war, 
wie in Hamburg — damals eine französische Stadt — ein 
französischer Marschall zum Abschied die Hamburgerx Bank in die 
Tasche steckte. Der Feind im Lande würde schnell mit unseren 
Finanzen aufräumen. Nur ein waffenstarkes Deutschland hat es 
möglich machen können, mit seinen Verbündeten den Bruch des 
Friedens so lange Jahre hindurch hinzuhalten. 
Meine Herren, je besser unsere Streitmacht zu Wasser und 
zu Lande organisiert ist, je vollständiger ausgerüstet, je bereiter 
für den Krieg, um so eher dürfen wir hoffen, vielleicht den Frieden 
noch länger zu bewahren oder aber den unvermeidlichen Kampf 
mit Ehren und Erfolg zu bestehn.
	        
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