683 *
nach Jahresfrist, um den Kampf zu erneuern. Meine Herren,
es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg
werden, — und wehe dem, der Europa in Brand steckt, der zuerst
die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
Nun, meine Herren, wo es sich um große Dinge handelt, wo
es sich handelt um, was wir mit schweren Opfern erreicht haben,
um den Bestand des Reiches, vielleicht um die Fortdauer der
gesellschaftlichen Ordnung und der Zivilisation, jedenfalls um
Hunderttausende von Menschenleben, da kann allerdings die
Geldfrage erst in zweiter Linie in Betracht kommen, da erscheint
jedes pekuniäre Opfer im voraus gerechtfertigt.
Es ist ja richtig, was hier mehrfach betont worden, daß der
Krieg selbst Geld und abermals Geld fordert, und daß wir unsere
Finanzen nicht vor der Zeit zugrunde richten sollen. Ja, meine
Herren, hätten wir die sehr großen Ausgaben nicht gemacht für
militärische Zwecke, für welche der Patriotismus dieses Hauses
und der Nation die Mittel gewährt hat, so würden allerdings
unsere Finanzen heute sehr viel günstiger liegen, als es gegenwärtig
der Fall ist. Aber, meine Herren, die glänzendste Finanzlage hätte
nicht verhindert, daß wir bei mangelnden Widerstandsmitteln
heute am Tage den Feind im Lande hätten; denn lange schon
und auch jetzt noch ist es nur das Schwert, welches die Schwerter
in der Scheide zurückhält. Der Feind im Lande — nun, wir haben
das zu Anfang des Jahrhunderts sechs Jahre lang getragen, und
Kaiser Napoleon konnte sich rühmen, aus dem damals kleinen und
armen Lande eine Milliarde herausgepreßt zu haben — der Feind
im Lande würde nicht viel fragen, ob Reichsbank oder Privatbank.
Sahen wir doch im Jahre 1813, als er schon im vollen Abzuge war,
wie in Hamburg — damals eine französische Stadt — ein
französischer Marschall zum Abschied die Hamburgerx Bank in die
Tasche steckte. Der Feind im Lande würde schnell mit unseren
Finanzen aufräumen. Nur ein waffenstarkes Deutschland hat es
möglich machen können, mit seinen Verbündeten den Bruch des
Friedens so lange Jahre hindurch hinzuhalten.
Meine Herren, je besser unsere Streitmacht zu Wasser und
zu Lande organisiert ist, je vollständiger ausgerüstet, je bereiter
für den Krieg, um so eher dürfen wir hoffen, vielleicht den Frieden
noch länger zu bewahren oder aber den unvermeidlichen Kampf
mit Ehren und Erfolg zu bestehn.