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welchen er das Jahr vorher bei Breitenfett) geritten hatte..
Der Nebel wich nicht, man sah nur seinen nächsten Nachbar.
Gustav Röolf selbst begann mit lauter Stimme den Gesang eines
Psalms und danach eines Liedes, welches er selbst kürzlich ge¬
dichtet und das mit den Worten anhub: „Erschrick nur nicht,
du kleiner Hausen!" Das Heer sah sich nicht, es hörte sich nur,
und ein Nachbar mußte es dem andern sagen, daß Lützen brenne.
Wallenstein hatte es anzünden lassen.
Erst um elf Uhr blitzte ein Sonnenstrahl hernieder, und
der Nebel flog. Die Heere erblickten sich. Die Landstraße von
Lützen nach Leipzig lag zwischen ihnen. Der Natur einer Straße
gemäß war sie etwas höher gelegen, und Wallenstein hatte sich
dahinter festgesetzt, die Gräben vertieft und mit Musketieren
angefüllt, deren Heuer die auf dem Blachfelde heraneilenden
Schweden mörderisch empfing. Besonders wurde die Reiterei
auf des Königs Hlügel dadurch ausgehalten. Die farbigen Huß-
regimenter der schwedischen Mitte rückten mit günstigerem Erfolg
vor und drangen siegreich über die Gräben. Der linke Zlügel
dagegen unter Herzog Bernhard ward durch eine kaiserliche
Batterie an den Windmühlen bedrängt. So blieben also die
Hlügel der Protestanten zurück, und der König wollte auf seiner
Seite helfen. Ruf die kaiserlichen Kürassiere in dunkeln Rüstungen
zeigend, sagte er zu Oberst Stalhandske: „Greis sie an, die
schwarzen Gesellen,- sie werden uns übel bekommen!" und den
Smaländern zurufend: „Holgt mir, meine tapfern Burschen!"
sprengte er gestreckten Laufes über den Graben, nicht bemerkend,
daß ihm nur einige Reiter folgen konnten. „Da vor uns steht
der gefährlichste Heind!" ries er aus und wies auf jenes Re¬
giment Piccolomini. Lin Korporal desselben sah, daß dem großen
Manne alles Platz machte,- er faßte daher einen Musketier
am Rrme und sprach hastig: „Ruf den da schieß! Der mutz
'was vornehmes sein!" Und der Musketier schlug an, schoß
und zerschmetterte dem Könige den linken Rrm, daß das Blut
spritzte und der zersplitterte Knochen sichtbar wurde. „Der
König blutet!" „Es ist nichts, meine Kinder, nur rasch vorwärts!"
Rber Schmerz und Blutverlust überwältigten ihn, und sich
zum Herzoge von Lauenburg beugend, bat er diesen in