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Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt,
Dem will er seine Wunder weisen
In Berg und Wald und Strom und Feld.
Die Trägen, die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot,
Sie wissen nur vom Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um Brot.
Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,
Was sollt’ ich nicht mit ihnen singen
Aus voller Kehl’ und frischer Brust?
Den lieben Gott laß ich nur walten;
Der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld
Und Erd’ und Himmel will erhalten,
Hat auch mein’ Sach’ aufs best’ bestellt!
Indem, wie ich mich so umsehe, kommt ein köstlicher Reisewagen
ganz nahe an mich heran; der mochte wohl schon einige Zeit hinter mir
drein gefahren sein, ohne daß ich es merkte, weil mein Herz so voller
Klang war, denn es ging ganz langsam, und zwei vornehme Damen steckten
die Köpfe aus dem Wagen und hörten mir zu. Die eine war besonders
schön und jünger als die andere, aber eigentlich gefielen sie mir alle beide.
Als ich nun aufhörte zu singen, ließ die ältere still halten und redete
mich holdselig an: „Ei, lustiger Gesell, Er weiß ja recht hübsche Lieder
zu singen." Ich nicht zu faul dagegen: „Ew. Gnaden aufzuwarten, wüßt’
ich noch viel schönere.“ Darauf fragte sie mich wieder: „Wohin wandert
Er denn schon so am frühen Morgen?“ Da schämte ich mich, daß ich
das selber nicht wußte, und sagte dreist: „Nach Wien.“ Nun sprachen
beide miteinander in einer fremden Sprache, die ich nicht verstand. Die
jüngere schüttelte einigemal mit dem Kopfe, die andere lachte aber in
einem fort und rief mir endlich zu: „Spring Er nur hinten mit auf, wir
fahren auch nach Wien.“ Wer war froher als ich! Ich machte eine
Reverenz und war mit einem Sprunge hinter dem Wagen, der Kutscher
knallte, und wir flogen über die glänzende Straße fort, daß mir der Wind
am Hute pfiff.
Hinter mir gingen nun Dorf, Gärten und Kirchtürme unter, vor mir
neue Dörfer, Schlösser und Berge auf; unter mir Saaten, Büsche und
Wiesen bunt vorüberfliegend, über mir unzählige Lerchen in der klaren
blauen Luft — ich schämte mich, laut zu schreien, aber innerlichst jauchzte
ich und strampelte und tanzte auf dem Wagentritt herum, daß ich bald
meine Geige verloren hätte, die ich unterm Arme hielt. Wie aber denn
die Sonne immer höher stieg, rings am Horizont schwere, weiße Mittags¬
wolken aufstiegen, und alles in der Luft und auf der weiten Fläche so
leer und schwül und still wurde über den leise wogenden Kornfeldern, da
fiel mir erst wieder mein Dorf ein und mein Vater und unsere Mühle,
wie es da so heimlich kühl war an dem schattigen Weiher, und daß nun
alles so weit, weit hinter mir lag. Mir war dabei so kurios zumute, als
müßt’ ich wieder umkehren; ich steckte meine Geige zwischen Rock und
Weste, setzte mich voller Gedanken auf den Wagentritt hin und
schlief ein.
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