Und langsam schwimmt er mit, der 
Trümmer 
Auf ödem, glitzerndem Kristall. 
Das Schiff! — die Mannschaft! — sie 
versanken. 
Doch nein! dort auf der Wasserbahn, 
Dort sieht den Passagier er schwanken 
In einer Kiste morschem Kahn. 
Armsel'ge Lade, sie wird sinken! 
Er strengt die heisre Stimme an: 
„Nur grade! Freund, du drückst zur 
Linken!" 
Und immer näher schwankes heran, 
Und immer näher treibt die Trümmer, 
Wie ein verwehtes Möwennest; 
„Courage!" ruft der kranke Schwimmer, 
„Mich dünkt, ich sehe Land im West!" 
Nun rühren sich der Fähren Ende, 
Er sieht des Fremden Auges Blitz, 
Da plötzlich fühlt er starke Hände, 
Fühlt wütend sich gezerrt vom Sitz. 
„Barmherzigkeit: ich kann nicht kämpfen." 
Er klammert dort, er klemmt sich hier; 
Ein heisrer Schrei, den Wellen dämpfen, 
Am Balken schwimmt der Passagier. 
Dann hat er kräftig sich geschwungen 
Und schaukelt durch das öde Blau, 
Er sieht das Land wie Dämmerungen 
Enttauchen und zergehn in Grau. 
Noch lange ist er so geschwommen, 
Umflattert von der Möwe Schrei, 
Dann hat ein Schiff ihn aufgenommen: 
Viktoria! nun ist er frei! 
2. 
Drei kurze Monde sind verronnen, 
Und die Fregatte liegt am Strand, 
Wo mittags sich die Robben sonnen; 
Und Burschen klettern übern Rand, 
Den Mädchen ist's ein Abenteuer, 
Es zu erschaun voin fernen Riff, 
Denn noch zerstört ist nicht geheuer 
Das greuliche Korsarenschiff. 
Und vor der Stadt, da ist ein Waten, 
Ein Wühlen durch das Kiesgeschrill, 
Da die verrufenen Piraten 
Ein jeder sterben sehen will. 
Aus Strandgebälken, morsch, zertrüm¬ 
mert, 
Hat man den Galgen dicht am Meer 
In wüster Eile ausgezimmert; 
Dort dräut er von der Düne her! 
Welch ein Getümmel an den 
Schranken! — 
„Da kömmt der Frei — der Hessle 
jetzt — 
Da bringen sie den schwarzen Franken, 
Der hat geleugnet bis zuletzt." 
„Schiffbrüchig sei er hergeschwommen," 
Höhnt eine Alte; „ei, wie kühn! 
Doch keiner sprach zu seinem Frommen, 
Die ganze Bande gegen ihn." 
Der Passagier am Galgen stehend, 
Hohläugig, mit zerbrochnem Mut, 
Zu jedem Räuber flüstert flehend: 
„Was tat dir mein unschuldig Blut! 
Barmherzigkeit! — So muß ich sterben 
Durch des Gesindels Lügenwort! 
O mög' die Seele euch verderben!" 
Da zieht ihn schon der Scherge fort. 
Er sieht die Menge wogend spalten — 
Er hört das Summen im Gewühl — 
Nun weiß er, daß des Himmels 
Walten 
Nur seiner Pfaffen Gaukelspiel; 
Und als er in des Hohnes Stolze 
Will starren nach den Ätherhöhn, 
Da liest er an des Galgens Holze: 
„Batavia. Fünfhundert Zehn."
	        
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