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bitten. Am 24. Oktober, früh 9 Uhr, langte sie daselbst an, und
um 11 Uhr wurde sie von Sr. Königlichen Hoheit, dem Prinzen
Albrecht, empfangen. Der Staatsminister Graf Görtz-Wrisberg
richtete nun eine Ansprache an den Prinzen und bat ihn, die auf
ihn gefallene Wahl anzunehmen. Der Prinz erwiderte in herz¬
lichem Tone, daß er die Wahl auf den Wunsch des Kaisers gern
annehme, und daß er sich besonders darüber freue, daß die Wahl
einstimmig erfolgt sei. Sodann stellte der Prinz die Abgesandten
auch seiner erlauchten Gemahlin vor, welche sich gleich dem
Prinzen mit den Herren in der liebenswürdigsten Weise unter¬
hielt und ihnen auch ihre beiden ältesten Söhne, die Prinzen
Friedrich Heinrich und Joachim Albrecht, vorstellte.
Nachdem die Abgesandten sich durch einen Imbiß gestärkt
hatten, unternahm der Prinz mit ihnen gegen 2 Uhr eine drei¬
stündige Spazierfahrt. Zunächst ging die Fahrt durch den herr¬
lichen Park, dann aber durch einen Teil des ausgedehnten Wal¬
des, welcher zum Schlosse gehörte. In der liebenswürdigsten
Weise machte der Prinz seine Gäste auf die schönsten Partien
aufmerksam und geleitete sie auch persönlich zu einer Terrasse
hinauf, welche eine wahrhaft entzückende Aussicht darbietet.
Auf der Rückfahrt zeigte der hohe Wirt seinen Besuchern die
von ihm in Kamenz neu erbaute evangelische Kirche, welche
erst wenige Wochen vorher eingeweiht war.
Um 6Mi Uhr waren die Gäste zur Tafel geladen, an welcher
außer dem prinzlichen Paare nur einige Damen und Herren des
Hofstaates teilnahmen. Als am folgenden Morgen die Abge¬
sandten fortreisen wollten, erschien der Prinz noch einmal in
Begleitung seiner beiden ältesten Söhne, um sich von seinen
Gästen zu verabschieden.
Darauf reisten die Abgeordneten heim. Am 2. November
hielt dann das neu erwählte Regentenpaar seinen feierlichen
Einzug in Braunschweig, herzlich empfangen von den Ein¬
wohnern der alten Weifenstadt. Hugo Stein.
214. Wie sich Braunschweig während der Re¬
gentschaft des Prinzen Albrecht von Preussen
verschönert hat.
Die Altstadt Braunschweig hat bis auf den heutigen Tag
ihr mittelalterliches Gepräge im großen und ganzen bewahrt
und erregt dadurch das Interesse jedes kunstsinnigen Fremden.
Aber es hätte nicht viel gefehlt, so wäre eins ihrer hervor¬
ragendsten Baudenkmäler der Vernichtung anheimgefallen.
Als man in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine
Verbindung zwischen der Münzstraße und dem Hagenmarkte