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Gott, dir ergeb' ich mich!
Wenn mich die Donner des Todes begrüßen,
Wenn meine Adern geöffnet fließen:
Dir, mein Gott, dir ergeb' ich mich!
Later, ich rufe dich!
123.
Die Schlacht bei Königgrätz.
Nach C. von Winterfcld und Mr. Hozicr von ColShorn.
Geschichte der preußischen Feldzüge von 1868- Potsdam 1867. S. 221. — Der Feldzug in
Böhmen und Mähren 4. Aufl. Berlin 1866. S. 61.
Genau acht Meilen südwärts der Schneekoppe, welche den
höchsten Punkt des auf seinem Kamme Schlesien und Böhmen tren¬
nenden Riesengebirges bildet, liegt am linken Ufer der Elbe, die auf
jenem Berggipfel entspringt, die Festung Königgrätz. Der Name
dieser kleinen Stadt, die etwa fünftausend Einwohner zählt, sollte
durch eine gewaltige und entscheidende Schlacht in die Bücher der
Geschichte eingetragen werden.
Anderthalb Meilen nordwestlich von Königgrätz hielt bei dem
Dorfe Chlum am Morgen des dritten Juli 1866 der österreichische
Feldzeugmeister Benedek inmitten seines Generalstabes, bereit, mit
einem Heere von hundertachtzigtausend Mann und sechshundert Ge¬
schützen die Preußen unter dem Prinzen Friedrich Karl und dem
General Herwarth von Bittenfeld zu empfangen und manche Scharte
auszuwetzen. Hätte er nicht die Elbe hinter seiner Stellung und den
preußischen Kronprinzen zu seiner Rechten außer Acht gelassen, so
hätte der österreichische Oberfeldherr keine vortheilhaftcre Position wählen
können. Denn von Chlum ans beherrscht das Auge diese ganze
wellenförmige Landschaft, die nach Norden hin von dem majestätischen
Riesengebirge begrenzt wird, ans dessen Schneckoppe bei Hellem Wetter
selbst die Kapelle von hier aus erkennbar ist. Und ein fruchtbares,
in Friedenszeiten liebliches Gelände ist es, das sich auf der Höhe
von Chlum den Blicken darbietet: etwa dreißig blühende Ortschaften,
von Wald und Wiesen, Obsthainen und Feldern umgeben, liegen
nördlich und westlich im Gesichtskreise, und drei Bäche, dieJaworka,
Trotinka und Bistritz, von Erlen und Weiden umsäumt, durchschneiden
wie Furchen das hügelige Land; nach der andern Seite hin übersieht
man die Abflachung des Höhenzuges bis gegen Königgrätz und die
Elbe. Hier hielt am Morgen des dritten Juli 1866 Benedek mit
seinem großen, tapfern, racheglühenden Heere. Den Rücken an die
Festungen Josephstadt und Königgrätz gelehnt, sowie an die Elbe und
die Eisenbahn, welche beide verbinden, hatte er die starken Stützpunkte,
welche ein sanft abfallendes Terrain mit mehreren Senkungen und
Einschnitten, mit Forsten und Ortschaften darbietet, sich keineswegs
entgehen lassen: ein Kranz von Geschützreihen zog sich die Hügel ent¬