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Zierrath vorkommt, sehr verdünnt und hell angewendet wird, da
denn seiner bezeichneten Natur nach einen ganz besondern Reiz
ausübt.
Indem die hohe katholische Geistlichkeit diese unruhige Farbe sich
angeeignet hat, so dürfte inan wohl sagen, daß sie ans den unruhigen
Staffeln einer immer vordringenden Steigerung unaufhaltsam zu dem
Eardinalpnrpur hinaufstrebe.
Roth.
Man entferne bei dieser Benennung alles, was im Rothen einen
Eindruck von Gelb oder Blau machen könnte. Man denke sich ein
ganz reines Roth, einen vollkommenen, aus einer weißen Porzellan-
schale ausgetrockneten Karmin. Wir nennen diese Farbe, ihrer hohen
Würde wegen, manchmal Purpur, ob wir gleich wohl wissen, daß
der Purpur der Alten sich mehr nach der blauen Seite hinzog.
Wenn wir beim Gelben und Blauen eine strebende Steigerung
ins Rothe gesehen und dabei unsere Gefühle bemerkt haben, so läßt
sich denken, daß nun in der Vereinigung der gesteigerten Pole eine
eigentliche Beruhigung, die wir eine ideale Befriedigung nennen möch¬
ten, stattfinden könne. Und so entsteht diese höchste aller Farbenerschei¬
nungen aus dem Zusammentreten zweier entgegengesetzten Enden,
die sich zu einer Vereinigung nach und nach selbst vorbereitet haben.
Als Pigment hingegen erscheint sie uns als ein Fertiges und
als das vollkommenste Roth in der Cochenille, welches Material
jedoch durch chemische Behandlung bald ins Plus, bald ins Minus
zu führen ist und allenfalls im besten Karmin als völlig im Gleich¬
gewicht stehend angesehen werden kann.
Die Wirkung dieser Farbe ist so einzig, wie ihre Natur. Sie
giebt einen Eindruck sowohl von Ernst und Würde, als von Huld
und Anmuth. Jenes leistet sie in ihrem dunkeln verdichteten, dieses
in ihrem hellen verdünnten Zustande. Und so kann sich die Würde
des Alters und die Liebenswürdigkeit der Jugend in Eine Farbe kleiden.
Von der Eifersucht der Regenten auf den Purpur erzählt uns
die Geschichte manches. Eine Umgebung von dieser Farbe ist immer
ernst und prächtig.
Das Purpurglas zeigt eine wohlerleuchtete Gegend in furcht¬
barem Lichte. So müßte der Farbenton über Erd' und Himmel am
Tage des Gerichts ausgebreitet sein.
» Grün.
Wenn man Gelb und Blau, diese ersten und einfachsten Far¬
ben, gleich bei ihrem Erscheinen, auf der ersten Stufe ihrer Wirkung
zusammenbringt, so entsteht diejenige Farbe, welche wir Grün nennen.
Unser Auge findet in derselben eine reale Befriedigung. Wenn
beide Mntterfarben sich in der Mischung genau das Gleichgewicht