Full text: [Theil 3, [Schülerbd.]] (Theil 3)

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auf eine kleine Erhebung des Erdreichs nieder; und da er hier, den 
Blumen und Kräutern näher, gleichsam in einer Wolke von Wohl¬ 
geruch saß, erinnerte er sich der heißen Sehnsucht nach Freiheit, 
die ihn einst zu Rom bei Annäherung des Frühlings befallen hatte. 
Er wollte jetzt eben den letzten Tropfen Bitterkeit, der ihm noch 
übrig war, gegen seine grausamen Nersolger ausschütten, als er schnell 
wieder einhielt und sich selbst mit den Worten bestrafte: Der Geist 
des Copernicus möchte zürnen.' 
Niviani, der noch von dem Traum nichts wußte, auf den sich 
Galilei bezog, bat ihn um Erläuterung dieser Worte. Aber der 
Greis, dem der Abend zu kühl und für seine kranken Nerven zu 
feucht ward, wollte erst zurückgeführt sein, eh' er sie gäbe. 
Du weißt,' fieng er dann nach einer kurzen Erholung an, llvie 
hart mein Schicksal in Rom war, und wie lange sich meine Be¬ 
freiung verzögerte. Als ich fand, daß auch die kräftigste Fürsprache 
meiner Beschützer, der Medici, und selbst der Widerruf, zu dem ich 
mich herabließ, noch ohne Wirkung blieben, warf ich mich einst voll 
feindseliger Betrachtungen über mein Schicksal und voll innerer Em¬ 
pörung gegen die Vorsehung auf mein Lager nieder. So weit du 
nur denken kannst, rief ich aus, wie untadelhaft ist dein Leben ge¬ 
wesen! Wie mühsam bist du im Eifer für deinen Beruf die Jrr- 
günge einer falschen Weisheit durchwandert, um das Licht zu suchen, 
das du nicht finden konntest! Wie hast du alle Kraft deiner Seele 
dran gesetzt, um hindurch zur Wahrheit zu brechen und sie alle vor 
dir zu Boden zu kämpfen, die verjährten mächtigen Vorurtheile, die 
dir den Weg vertraten! Wie karg gegen dich selbst hast du oft die 
Tafel geflohn, nach der dich gelüstete, und den Becher, den du aus¬ 
leeren wolltest, von deinen Lippen gezogen, um nicht träge zu den 
Arbeiten des Geistes zu werden! Wie hast du mit den Stunden des 
Schlafs gedarbt, um sie der Weisheit zu schenken! Wie oft, wenn 
alles um dich her in sorgloser Ruhe lag und den ermüdeten Leib zu 
neuen Wollüsten stärkte, wie oft hast du vor Frost gezittert, um die 
Wunder des Firmaments zu betrachten; oder in trüben umwölkten 
Nächten beim Schimmer der Lampe gewacht, um die Ehre der Gott¬ 
heit zu verkündigen und die Welt zu erleuchten! — Elender! und 
was ist nun die Frucht deiner Arbeit? Was für Gewinn hast du 
nun für alle Verherrlichung deines Schöpfers und alle Aufklärung 
der Menschheit? — Daß der Gram über dein Schicksal die Säfte 
aus deinen Augen trocknet; daß sie dir täglich mehr absterben, diese 
treusten Gehülfen der Seele; daß nun bald diese Thränen, die du 
nicht halten kannst, ihr dürftiges Licht auf ewig vertilgen werden! 
*So sprach ich zu mir selbst, Viviani, und dann warf ich einen 
Blick voll Neids auf meine Verfolger. Diese Unwürdigen, rief ich, 
die in geheimnisreiche Formeln ihren Aberwitz und in ehrwürdiges 
Gewand ihre Laster hüllen, die zur schnöden Ruhe für ihre Trägheit 
sich menschliche Lügen zu Aussprüchen Gottes heiligten und den Wei-
	        
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