Full text: [Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.]] (Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.])

ewig bestehen; schon 20 Jahrh nach seinem Tode zerbrach sie, aber 
dass der Staat nicht zugleich mit ihr unterging, dass Intelligenz und 
Patriotismus der Bürger selbst im stände waren, unter seinen Nach¬ 
folgern auf neuen Grundlagen ein neues Leben zu schaffen, das ist das 
Verdienst Friedrichs des Grossen. G. Frey tag. 
34. Die Verkehrsmittel im vorigen Jahrhnndert. 
Wir finden, daß im 16. Jahrhundert da und dort für das Straßen¬ 
wesen etwas geschah, daß sogar in den Harzbergwerken zur leichtereil Fort¬ 
schaffung der Erzstufen künstliche Holzbahnen angelegt wurden, die dann in 
England nachgeahmt wurden und dort die erste Idee zu den Eisenbahnen 
an die Hand gaben. Derartige Bemühungen waren jedoch nur höchst spär¬ 
liche Ausnahmen von der namenlosen Lässigkeit, mit lvelcher man den 
Straßenbau betrieb oder vielmehr nicht betrieb. Nicht allein der ritterliche 
Wegelagerer oder der soldatische Buschklepper beeinträchtigte den Verkehr, 
sondern die Beschaffenheit der Wege selbst setzte ihm unglaubliche Schwierig¬ 
keiten entgegen. Wir, die wir an einem Tage Länderstrecken, wie die 
zwischen Berlin und Köln, mit Windeseile und aller Bequemlichkeit durch¬ 
sliegen, können kaunl unsern Ohren trauen, wenn wir hören, wie schnecken- 
langsam und beschlverlich das Reisen unserer Altvorderen von statten ging. 
Selbst die kleinste Reise war ein Unternehmen, welches die lveitschichtigsten 
Vorbereitungen erforderte, und wobei oft Leib und Leben oder lvenigstens 
die gesunden und geraden Gliedmaßen auf dem Spiele standen. Bei an¬ 
haltend schlechter Witterung, wie sie besonders den Übergang des Herbstes 
in den Winter oder des Winters in den Frühling zu begleiten pflegt, waren 
die Wege meist geradezu unbrauchbar, besonders für Frachtfuhrwerk. Hatte 
sich aber der Reisende durch alle die Hemmnisse und Gefahren einer kurzen 
Tagereise durchgearbeitet, so wartete seiner in der Nachtherberge nur karge 
Erholung, oft noch verbittert durch die Ungeschliffenheit des Wirtes, der 
seine Gäste als eine ihm auf Gnade und Ungnade verfallene Beute betrach¬ 
tete, oder auch durch die Anmaßung vornehmer Reisender. Eine etwas 
raschere und bequemere Reisegelegenheit bot die Flußschiffahrt. Erst von 
der Mitte des 18. Jahrhunderts an wurde voll Staatswegen für Anlegung 
und Unterhaltung von Straßen gesorgt, doch erhielt z. B. Preußen erst 
1787 Chausseen. Ich besitze den handschriftlichen Bericht über die Führ- 
lichkeiten der Reise eines Bürgers von Schwäbisch-Gmünd nach Ell- 
wangen, welche in den Spätherbst 1712 fiel. Die Entfernung der ge- 
nallnten Städte voneinander beträgt etwa acht Poststunden. 
Der Reisende, ein wohlhabender Mann, ging in Gesellschaft seiner 
Frau und ihrer Magd ani Montag Morgen, nachdem er am Tage zuvor 
in der Johanlliskirche „für glückliche Erledigung vorhabender Reise" eine 
Messe hatte lesen lassen, aus seiner Vaterstadt ab. Er bediente sich eines 
zweispännigen „Planwägelchens". Noch bevor er eine Wegstunde zurück¬ 
gelegt und das Dorf Hussenhofen erreicht hatte, blieb das Fuhrwerk iin
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.