Full text: [Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.]] (Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.])

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Schiffahrt zu, und der Orinoko hemmt durch seine Windungen ein schnelles 
Auslaufen. 
Unser Rhein nun vereinigt alles, was einem Flusse Wert giebt. 
Er ist ein Strom, der in ein Meer mit Ebbe und Flut mündet, sein Lauf 
geht von S. nach N. ohne erhebliche Krümmungen und wird nur durch 
eine einzige Stromschnelle weit ab von der Mündung unterbrochen. 
Seine große Bedeutung erhellt auch aus beit vielen Ansiedelungen an 
seinen Ufern. Er ist der städtereichste Fluß der Welt. Da liegen un¬ 
mittelbar an seinen schonen Ufern Konstanz, Basel, Speier, Mannheim, 
Worms, Mainz, Koblenz, Bonn, Köln, Düsseldorf, Wesel re. Ja, das 
Bedürfnis nach einer Ansiedelung im Rheingebiet ist so groß gewesen, 
daß eine zweite ebenso große Städtekette in seiner Nähe sich gebildet hat, 
wie: Straßburg, Freiburg, Rastatt, Karlsruhe, Heidelberg, Darmstadt, 
Frankfurt, Wiesbaden, Elberfeld, Barmen, Krefeld. Und das sind Städte 
von gutem Klange. 
Mit dem greifbaren Nutzen, den der Rhein bringt, als eine treffliche 
Berkehrsstraße für ganz Westdeutschland, streitet die Schönheit des Stromes 
und seiner Umgebung um den Preis. Die klare, grüne Flut, vielfach be¬ 
deckt von Kähnen und Schiffen, umkränzt von Nebenhügeln, schön bewaldeten 
Berghöhen mit Schlössern und Burgen, umgeben von vielen freundlichen 
Dörfern und reichen Städten mit hochragenden Zinnen uitb Domen, dazu 
die Fülle von Sagen und geschichtlichen Begebenheiten, die sich an diese 
Orte knüpfen, üben sozusagen einen Zauber aus auf alle, die für die 
Reize der Natur und die Kunde der Vorzeit empfänglich sind. 
Da ist fast keine Stelle, an der nicht die Sage weilte. Von großen 
Königen und tapferen Helden, von holden Jungfrauen und schrecklichen 
Drachen, von guten und bösen Geistern weiß dir ihr Mund zu melden und 
Berg und Thal, Burgen und Kirchen, Städte und Dörfer in ihre Dichtung 
zu verweben. — Wo der Strom das Hochland durchbricht, um in das 
Flachland zu treten, steht als Grenzstein das Siebengebirge, in einer 
Gegend, die noch einmal alle Reize in sich vereinigt, die der herrliche Strom 
von Mainz bis Bonn in so reicher Fülle zeigt. Dort, wo der Drachen¬ 
fels ragt, war es, wo Siegfried den Drachen erschlug, des Landes Ver¬ 
wüster. Gegenüber am linken Ufer erblickst du Rolands eck, wo der ge¬ 
feierte Held Roland um Hildegunde trauerte, die, während er tot gesagt 
wurde, in dem auf einer Insel inmitten des Rheines gelegenen Kloster 
Nonnenwert der Welt entsagt hatte, um nur dein Himmel zu leben. 
„Ze Wormze bi dem Eine“ glänzte der kühne Siegfried mit den Nibelungen 
am Hofe der Burgunden in allen ritterlichen Thaten, bis er auf der Jagd 
meuchlerisch erschlagen ward. Es ward der Hort oder Schatz der 
Nibelungen in den Rhein verseilkt, und sein Goldgehalt drang, wie die 
Dichter singen, in das Rebenblut, das nun an seinen Ufern sich erzeugt. 
Wer kennt nicht die Sagen vom Mäuseturm bei Bingen und von der 
Lurlei mit dem goldenen Haar? Auch Karls des Großen Heldengestalt 
trat au vielen Orten des Rheinlandes auf; in Ingelheim hatte er seinen 
Palast, in Rüdes heim, in Frankfurt, Köln, Aachen weilte er gern. In
	        
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