Metadata: [Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.]] (Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.])

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wie eng der Meutrer dich umgarnet hat, 
und um so weniger darf dir der Schwur, 
den wir von dir begehrt, erlassen sein. 
Ernst. Die Treue sei des deutschen Volkes Ruhm, 
so hört' ich sagen, und ich glaub' es fest, 
trotz allem, was ich Bitteres erfuhr. 
Ihr selbst, o Kaiser, höchstes Haupt des Volks, 
das man um Treue rühmet, habt noch jüngst, 
was von Verrat Ihr denkt, so schön bewährt. 
Als Misiko, der junge Polenfürst, 
gedrängt von Eurer Waffen Ungestüm, 
zu Othelrich, dem Böhmenherzog, floh, 
und dieser, um den Zorn, den Ihr ihm tragt, 
zu sühnen, Euch den Flüchtling anerbot: 
da wandtet Ihr Euch mit Verachtung ab. 
Was Ihr vom Feind, vom Fremdlinge verschmäht, 
könnt Jhr's verlangen von dem eignen Sohn, 
vom deutschen Fürsten? Nein! Ihr könnt es nicht. 
Konrad. Vom Sohne heisch' ich, daß er nicht dem Feind, 
dem bittersten, des Vaters sich geselle; 
vom deutschen Fürsten, daß er nimmermehr 
die Friedensstörer heg' in seinem Land. 
Was ich verlang', ist dir zwiefache Pflicht, 
und sehr mit Unrecht nennst du es Verrat. 
Ernst. Nennt's, wie Ihr wollt, doch ist es Treue nicht, 
es ist nicht Freundschaft, ist nicht Dankbarkeit, 
nichts, was begeistern könnt' ein edles Herz. 
Konrad. Noch einmal frag' ich: schwörest du den Eid, 
den wir bedungen, oder schwörst du nicht? 
Antworte nicht zn rasch, erwäg' es reiflich! 
Es handelt sich nicht bloß ums Herzogtum, 
nicht bloß um fernere Gefangenschaft; 
des Kerkers bist du ledig, aber was 
ich mühsam abgelenkt von deinem Haupt, 
damals, da man zu Ulm dich richtete, 
jetzt hängt es unabwendbar über dir: 
die Acht des Reiches und der Kirche Bann. 
Gisela. Erbarmen meinem Sohne! 
Konrad. Muß ich dich 
des Schwurs erinnern, Gisela? 
Warmann. Mein Fürst 
Vernehmet, was die Kirche zu Euch spricht! 
Als Ihr Euch, ungehorsam, undankbar, 
erhöbet gegen Euren Herrn und Vater,
	        
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