Full text: [Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.]] (Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.])

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aus unsrer heil'gen Kirche Mutterschoß, 
und übergebe dich dem ew'gen Fluch. 
Verflucht seist du zu Haus und auf dem Feld, 
auf offnem Heerweg, auf geheimem Pfad, 
im Wald, auf dem Gebirg' und auf der See, 
im Tempel selbst und vor dem Hochaltar! 
Unselig sei dein Lassen und dein Thun, 
unselig, was du issest, was du trinkst, 
und was du wachest, schlummerst oder schläfst, 
unselig sei dein Leben, sei dein Tod! 
Verflucht seist du vom Wirbel bis zur Zeh', 
verflucht sei der Gedanke deines Hirns, 
die Rede deines Munds, des Auges Blick, 
der Lungen Odem ititb des Herzens Schlag, 
die Kraft des Armes und der Hände Werk, 
• der Lenden Mark, der Fuße Schritt und Tritt, 
und selbst der Kniee Beugung zum Gebet! 
Und wie ich dieser Kerzen brennend Licht 
auslbsch' und tilge mit des Mundes Hauch, 
so aus dem Buch des Lebens und der Gnade 
sollst du vertilget sein und ausgelöscht! 
Die Bischöfe. Sollst du vertilget sein und ausgelöscht! 
Ernst. Hin fahr' ich, ein zwiefach Geächteter, 
an meine Fersen heftet sich der Tod, 
und unter Flüchen krachet mein Genick, 
vom Werner lass'ich nicht! (Ab.) 
2. Aufzug. 
Der landesflüchtige Ernst befindet sich ans der Heerstraße vor 
Basel; zwei Herren reiten mit Gefolge heran, Graf Hugo von Egis- 
heim und Odo von Champagne, beide sind Ernst bekannt. Der 
Geächtete versteckt sich im Gebüsch und wird Zeuge ihres Gespräches. 
Er erfährt, daß man in Burgund vor der Freilassung Ernsts geneigt 
gewesen, für ihn, und Odo, seinen Vetter, Partei zu ergreifen, daß 
aber nach der Ächtung und Bannung Ernsts die Losung: Konrad! 
ausgegeben worden sei. Da tritt Ernst hervor und giebt sich zu er¬ 
kennen; aber Odo, von dem er Hilfe erwartet, stößt ihn verächtlich 
zurück, will sein Geschick nicht an das eines Geächteten ketten und 
die Krone Burgunds nun allein erringen. Mit Spott und Hohn für 
den Unglücklichen reitet er fort. Mehr Mitleid fühlt der alte Graf 
Hugo, um dessen Tochter Edelgard Ernst in glücklicheren Tagen 
geworben. Von ihm erfährt er, daß auch Edelgard für immer für 
ihn verloren ist. Lange hat sie um Ernst geweint und Trost gesucht 
im Almosenspenden, als sie aber endlich erfahren, daß er mit Acht 
und Kirchenbann belegt worden, ist sie ins Kloster gegangen. Auch
	        
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