Full text: [Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.]] (Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.])

und sich begegneten im Bruderkuß. 
Da ward es klar, sie hegten keinen Neid, 
75. und jeder stand dem andern gern zurück. 
Der Erzbischof von Mainz erhub sich jetzt: 
„Weil doch — so rief er — einer es muß sein, 
so sei's der Ält're." Freudig stimmten bei 
gesamte Fürsten, und am freudigsten 
80. der jüng're Konrad. Donnergleich erscholl, 
oft wiederholt, des Volkes Beifallsruf. 
Als der Gewählte drauf sich niederließ, 
ergriff er seines edlen Vetters Hand 
und zog ihn zu sich auf den Königssitz. 
85. Und in den Ring der Fürsten trat sofort 
die fromme Kaiserwitwe Kunigund'. 
Glückwünschend reichte sie dem neuen König 
die treu bewahrten Reichskleinode dar. — 
Zum Festzug aber scharten sich die Reihen, 
90. voran der König, folgend mit Gesang 
die Geistlichkeit und Laien; so viel Preis 
erscholl zum Himmel nie an einem Tag! 
Wär' Kaiser Karl gestiegen aus der Gruft, 
nicht freudiger hätt' ihn die Welt begrüßt. 
95. So wallten sie den Strom entlang nach Mainz, 
woselbst der König im erhab'nen Dom 
der Salbung heil'ge Weihe nun empfing. 
Wen seines Volkes Ruf so hoch gestellt, 
dem fehle nicht die Kräftigung von Gott! 
100. Und als er wieder aus den: Tempel trat, 
erschien er herrlicher als kaum zuvor, 
und seine Schulter ragt' ob allem Volk. 
Werner erinnert nun Ernst daran, daß, wenn er auch jetzt sein 
einziger Lehnsmann sei, in Schwaben doch noch mehrere ihm Getreue 
Hausen, und rät darum, nach Schwaben aufzubrechen. Um Ernst zu 
ermutigen, zeigt er ihm den Handschuh, den der Kaiser bei der Ächtung 
von sich geschlendert, zum Zeichen, daß Ernst verworfen und zertreten 
sei. Der Kriegsknecht hat ihn aufgehoben und Wernern gegeben, der 
ihn nun an seiner Brust trägt, zum Zeichen, daß er Ernsts Schmach 
rächen werde. Sie brechen auf, um eine dritte Erhebung zu versuchen. 
3. Aufzug. 
Im Palaste zu Aachen weilt Gisela, die Mutter Ernst's, mit 
traurigem Herzen. Graf Hugo von Egisheim wird von ihr em¬ 
pfangen. Er ist im Begriff, im Aufträge des Kaisers nach Burgund 
zu gehen, um den aufsässigen Adel zu beruhigen, für Konrad Freunde 
zu werben und den Mut Odos zu dämpfen, der kühn nach dem 
Thronrechte strebt. Er verabschiedet sich bei Gisela, und diese freut
	        
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