Full text: [Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.]] (Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.])

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Petrus soll bett Frieden suchen, nicht den Krieg." Friedrich seinerseits hatte 
indessen weder feinen hohen Begriff vom römisch-deutschen Kaisertume, noch 
seinen Plan, Italien mit demselben zu verschmelzen, aufgegebett. Da er 
nun auch binnen sechs Jahren bett inneren Zustand Deutschlands fest ge¬ 
ordnet uitb die Macht seines Hauses so stark gemacht hatte, daß er wohl 
hoffen durfte, in Jtalieit mit Nachdruck auftreten zu können, beschloß er eilte 
neue Heerfahrt dahin. Die Eifersucht der lombardischen Städte aufein¬ 
ander kam ihm dabei zu statten. Darum schickte er seinen Freund, den Erz¬ 
bischof Christian von Mainz, dahin voraus. Dieser kriegerische Prälat 
zog gen Genua und ntachte mit dem Streitkolben in der Fällst seinem 
Kaiser offene Bahn. Bald folgte ihm Friedrich mit dem Reichsheere, in 
welchem sich anch Heinrich der Löwe, wiewohl unwilligen Herzens, befand. 
Mehrere Städte ergaben sich dem Kaiser, Asti ward erobert, Susa den 
Flammen geopfert. Um so staitdhafter wehrte sich Alessandria; die neuen 
Bürger verteidigten ihre Freiheit mit bewundernswürdiger Tapferkeit. 
Vergeblich stürmte der Kaiser den ganzen Winter hindurch gegen die festen 
Mauern; er mußte endlich eilig von dannen ziehen, denn schon rückten die 
Lombarden von allen Seiten wider ihn zur Schlacht heran. Noch zur guten 
Stunde ward da (1175) ein Waffenstillstand vermittelt, und der Kaiser sagte: 
„Drei redliche Schiedsrichter von jeder Partei sollen den langen Zwist aus¬ 
tragen. Jhrent Aussprüche will auch ich mich unterwerfen, jedoch unbe¬ 
schadet der Würde und der Rechte des Reichs." Er wollte aitfrichtig eine 
Versöhnung ans dem Grnilde des Rechtes ttttb Gesetzes; dennoch sah er gar 
bald, daß ihm nur eine Entscheidltng durch Waffengewalt übrigblieb; denn 
es ward ihm mehr zugemutet, als er mit Ehren zugestehen konnte. Aber 
schon hatte er im festen Vertrauelt, daß die Versöhnung zustande komntett 
würde, den größten Teil des Reichsheeres entlassen, so lvar auch der Löwe 
nach Deutschland zurückgekehrt; und nun stand der Kaiser ntit allzugeringer 
Kraft den plötzlich neuerhobeneit Anmaßungen gegenüber. Da berief er 
eilig bett Löwen wieder zu sich, auf dessen Kraft lind Treue er am meisten 
baute. Aber der Löwe wollte nun seinen Stolz und Groll den Kaiser 
fühlen lassen und lveigerte sich, zu kommen. Der Kaiser konnte es nicht 
glauben und lud ihn zu einer Zlviesprache ein. Da kamen (1176) Heinrich 
der Löwe und der Kaiser zu Partenkirchen im bayrischen Hochlande zu- 
sammen, und der Kaiser sprach: „Stets hielt ich dich hoch vor allen Fürsten 
Deutschlands, o Heinrich; nicht bloß durch deinen Eid, auch durch die Bande 
des Blutes bist du ja mein. O, verlaß mich zu dieser Stunde nicht! 
Deutschlands Ehre steht auf betn Spiele!" Aber der Löwe dachte an Welfs 
verlorene Erbschaft, dachte daran, daß er lange genug den Absichten Fried¬ 
richs auf Welschland gedient habe, dachte an seine eigene Erhöhung, wenn 
Friedrichs Macht gebrochen sein lvürde — nur an Deutschland dachte er 
nicht, und erwiderte ihm kalt, mit nichtiger Entschllldiglillg: „Dein Dienst, 
o Kaiser, hat ntich vor der Zeit alt lind mürbe gemacht, daß ich nicht über 
die Alpen ziehen kann; doch gern mag ich dir von meinem Schatze spenden, 
daß du ein Heer aufbringst und versorgst." „Nicht deines Goldes, deiner 
selbst bedarf ich und deiner Kraft," sprach der Kaiser. Hierauf erwiderte
	        
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