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Gegenden am untern Po, die Reisfelder des Pothales, die Moräste bei
Mantua usw. Auch längs der versumpften Küsten der Provence kehrt
diese furchtbare Fieberluft wieder, und man weiß, daß dort eine ganze
Stadt, Arles, welche für Tausende von Einwohnern mit prächtigen
Palästen hergerichtet ist, einst sogar die Hauptstadt Galliens und später
des burgundischen Reiches war, jetzt nur noch von wenigen fieberkranken
Einwohnern bewohnt wird. Woher dies? Weil die Rhone, an der sie
gelegen ist, immer mehr versandet und die Ufer überschwemmt. Und
woher dies? Weil die oberen Rhonegegenden völlig entwaldet sind, der
Regen die Ackerkruine der Gebirge längst herunter gewaschen, die Flu߬
betten damit verschlemmt und erhöht hat, und somit die Rhone gezwungen
ist, als reißender Strom über die nicht miterhöhten Ufer zu treten, das
Land allmählich zu versumpfen. Diese Sümpfe werden nicht allein die
ganze Landschaft allmählich verändern, d. h. eine ganz neue Pflanzen¬
decke erzeugen, sondern auch unter heißerer Sonne lebensfeindliche Gas¬
arten, Sumpfgas udgl., wie in den pontinischen Sümpfen, entwickeln.
13. So wirkt ein Frevel an den Wäldern auf weite Strecken und
die fernsten Generationen unheilvoll und zerstörend ein. Unter ganz
entgegengesetzten Verhältnissen finden wir jedoch dieselben Erscheinungen
in den Tropenländern wieder. Auch die zu große Ausdehnung der
Wälder erzeugt in den Niederungen dieser Länder eine Versumpfung,
und das gelbe Fieber lauert hinter den Urwäldern als das tückische
Gespenst, welches seine Opfer unbarmherzig fordert. Besonders berüchtigt
ist die Landenge von Panama geworden, und bekanntlich fielen bei der
Anlegung der Eisenbahn über den Isthmus Tausende als Opfer jener
Sumpsfieber. Es folgt also daraus, daß auch die Ausdehnung der
Wälder so gut wie die Entwaldung ihre Grenzen hat. Es folgt aber
ebenso daraus, daß die Wälder von der großartigsten Bedeutung für die
Landschaft und das Leben der übrigen Gewächse sind, und daß selbst
des Menschen Dasein wesentlich mit ihnen zusammenhängt. Wir haben
somit ein Recht, die Wälder die eigentlichen Regenten des Naturhaus¬
haltes zu nennen.
4a, Sprüche.
1. Fürchte nicht der Dornen Stechen,
willst du schöne Rosen brechen.
2. Wer gut Gewissen bei sich trägt,
zur Nacht sich fröhlich schlafen legt.
3. Treue ist ein seltner Gast,
halt ihn fest, wenn du ihn hast!
4. Recht thun
läßt sanft ruhn.