Full text: [Teil 5, [Schülerbd.]] ([Teil 5, [Schülerbd.]])

die unerforschlich. unergründet 
des Schicksals dunkeln Knäuel flicht, 
dem tiefen Herzen sich verkündet, 
doch fliehet vor dein Sonnenlicht. 
20. Da hört man auf den höchsten Stufen 
auf einmal eine Stimme rufen: 
„Sieh da, sieh da, Timotheus, 
die Kraniche des Jbykus!" — 
Und finster plötzlich wird der Himmel, 
und über dem Theater hin 
sieht man in schwärzlichtem Gewimmel 
ein Kranichheer vorüberziehn. 
21. „Des Jbykus!" — Der teure Name 
rührt jede Brust mit neuem Grame, 
und wie im Meere Well' auf Well', 
so lüuft's von Mund zu Munde schnell: 
„Des Jbykus? den wir beweinen, 
den eine Mörderhand erschlug! 
Was ist's mit dem? Was kann er meinen? 
Was ist's mit diesem Kranichzug?" — 
22. Und lauter immer wird die Frage, 
und ahnend fliegt's mit Blitzesschlage 
durch alle Herzen: „Gebet acht, 
das ist der Eumeniden Macht! 
Der fromme Dichter wird gerochen, 
der Mörder bietet selbst sich dar; — 
ergreift ihn, der das Wort gesprochen, 
und ihn, an den's gerichtet war!" 
23. Doch dem war kaum das Wort entfahren, 
möcht' er's im Busen gern bewahren; 
umsonst! der schreckenbleiche Mund 
macht schnell die Schuldbewußten kund. 
Man reißt und schleppt sie vor den Richter, 
die Szene wird zum Tribunal, 
und es gestehn die Bösewichter, 
getroffen von der Rache Strahl. 
11.-16. August 1797. 
11a. Spruch. 
Friedrich von Bodenstedt. 
Die Lieder des Mirza-Schaffy. 45. Auflage. Berlin. 1873. S. 154. 
Wer sich beurteilt nur nach sich, 
gelangt zu falschen Schlüssen. 
Du selbst erkennst so wenig dich, 
als du dich selbst kannst küssen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.