Full text: [Teil 5, [Schülerbd.]] ([Teil 5, [Schülerbd.]])

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Sein Instinkt findet überall den Pfad. Er auch wittert jede Gefahr, 
und müssen im Winter die oft allzutief und fern verborgenen Vorräte 
aufgesucht werden, so vermag nur Gedächtnis und Geruch dieser Tiere 
das Verlorene wieder zu erreichen. Daher ist Reichtum an Hunden der 
Stolz und deren Pflege ein Hauptgeschäft des Tschuktschen. Mit ihnen 
teilt er das Lager und Mahl, und obgleich fein Aberglaube sie 
zuweilen grausamen Mißhandlungen unterwirft, bewährt das edle 
Geschöpf doch auch dort den alten Ruhm der Treue. So hoher 
Wichtigkeit eingedenkt, begreift man endlich, daß der Polarmensch unter 
Umständen alles für dasselbe opfert. Inzwischen treten solche Fälle glück¬ 
licherweise selten ein. Auch bleibt der Tschuktsche mitten unter den 
Entbehrungen des nordischen Lebens gesund. Während der überwinternde 
Europäer in seinem bleichen, wachsartig glänzenden Gesicht, im hohlen 
Blick der Augen, in der Schwäche der Glieder den ungeheuren Zwang 
erkennen läßt, dem seine Natur unterworfen worden ist, weiß jener kaum 
von einer Krankheit. Nur die „Schneeblindheit" stellt sich häufig ein, 
— ein Leiden, welches die Wüste des Pols mit der des Äquators gemein 
hat. Dort, wie hier, lähmt die Gewalt des von den unermeßlichen 
Flächen blendend zurückstrahlenden Lichtes den Sinn; ein dumpfer 
Schmerz verrät die Entzündung, und allmählich legt sich's um das Auge 
wie eine Hülle, die immer dichter werdend zuletzt den Menschen in hilf¬ 
lose stacht begräbt. Doch auch dieses Übel trifft den Europäer öfter und 
stärker als den Eingeborenen. Ihn schützt schon die äußere Form und 
Stellung der zum Fernblick gebildeten Äugen, die schief und gedeckt 
zwischen stark vordringenden Knochen liegen. Aber der Schmerz lehrt 
ihn auch Gegenmittel finden. Er streut sich Tabak in das Auge, oder 
er steckt Nadeln durch die Haut der Nasenwurzel und trägt sie tagelang. 
Solche Mittel lindern wenigstens das Übel; in jedem Falle bringt, wie 
in so vielen Krankheiten, der Frühling dauernde Heilung. 
7. Verkündigt diesen endlich der Südost mit den heranziehenden 
Schwärmen der Wasservögel, dann lebt auch der TroglodytH des Poles 
auf. Er vertauscht seine tierische Vermummung mit der leichten Kamlaika, 
die, aus den Darmhäuten des Seehundes gefertigt, einem Mönchsgewand 
ähnlich Kopf und Leib umhüllt, er greift zu den Waffen, und nun eilt 
er auf das Wasser, um dort seine Ernten zu halten. Das ist sein Acker, 
seine Heimat. Wer ihn nur gesehen hat in der Juronga, träger Ruhe 
hingegeben, der kennt den kühnen Nomaden des Meeres nicht. Denn 
erst im Kampfe mit dem Elemente und dessen gewaltiger Tierwelt 
offenbart er den angeborenen Mut und die ganze List und Kraft des 
Naturmenschen. Da ist sogleich das Fahrzeug, in welchem er Tage 
hindurch den Stürmen trotzt, ein wahres Wunder des Scharfsinns, — 
so ureinfach, daß es genau in derselben Gestalt bei den entferntesten 
Polarvölkern wiederkehrt, und doch in seiner Einfachheit so vollkommen, 
daß vielleicht selbst das Genie, welches das Dampfschiff erfand, nichts Besseres 
an die Stelle zu setzen gehabt hätte. Wie der GauchoZ nicht ohne sein 
0 Der Trogl odyt, der Höhenbewohner (von Völkerschaften und 
Personen gebraucht). — *) Die Gauchos (spr. GL-utschos), die mit Vieh¬ 
zucht beschäftigten Abkömmlinge der Spanier in den Pampas, sämtlich aus¬ 
gezeichnete Reiter.
	        
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