Full text: Das zweite Schuljahr

Lesestücke und Gedichte. — Der Gesang. — Das Spiel. — Das Formen. 5 
Gelesenen vom Schüler zu fordern. Nur unaufhörliche Zusammenfassung 
sichert ein verständiges Lesen und befähigt allmählich zum korrekten Ge¬ 
dankenausdruck. Die sogenannten statarischen Leseslücke fordern eine den 
biblischen Geschichten auf den Stufen 3 bis 5 ähnliche Behandlung. 
Die Gedichte dieser Stufe sind meist kurz und schlicht in ihrem Inhalt. 
Sie erklären sich von selbst durch den heimatkundlichen Unterricht. Eine Be¬ 
handlung nach den formalen Stufen erübrigt sich deshalb in vielen 
Fällen. Es soll aber besonders hervorgehoben werden, daß es für die 
ästhetische Bildung von Vorteil ist, wenn poetische Zugaben nicht allzu 
sparsam dargeboten werden, auch dann, wenn ein Memorieren nicht be¬ 
absichtigt ist. Kinder haben für volkstümliche Reime eine große Vorliebe 
und ein bewundernswertes Gedächtnis; deshalb werden durch mehrfache 
Wiederholungen seitens des Lehrers diese Stoffe ohne Zwang und ohne 
Mühe des Einübens Eigentum der Kinder. Wo irgend möglich, sollen 
diese poetischen Stoffe auch gesungen werden. Auf guten Vortrag der Ge¬ 
dichte ist besonderer Nachdruck zu legeu. 
Der Gesang ist einstimmig und nach dem Gehör zu betreiben. 
Jedoch ist es für den späteren zweistimmigen Gesang eine gute Vorbereitung, 
wenn der Lehrer die zweite Stimme mitsingt oder wenigstens mitspielt. Im 
übrigen wird auf die Bemerkungen im theoretischen Teile des „Ersten Schul¬ 
jahrs" verwiesen. 
Das Spiel. Hier gilt das im „Ersten Schuljahr" Angeführte 
ebenfalls; nur macht sich im 2. Schuljahre schon deutlicher eine Scheidung 
von Knaben- und Mädchenspielen erforderlich. Die Spiele für Knaben find 
vornehmlich Laufspiele. Ihre Zahl kann durch die bekanntesten Kinderspiele 
leicht vermehrt werden. Eine vortreffliche Darstellung derselben findet man 
in dem Buche von Trapp und Pinzke. *) 
Das Formen. Es bildet auch im 2. Schuljahre einen wesentlichen 
Bestandteil des Unterrichts. Denn auch hier soll durch die Tätigkeit der 
Hand eine Klärung und Verfeinerung der Vorstellungen bewirkt werden. 
Infolgedessen gelten auch auf dieser Unterrichtsstufe, die im „Ersten Schul¬ 
jahr" dargelegten Grundsätze, so daß hier nur auf diese zu verweisen ist. 
Und doch erscheint das Formen im 2. Schuljahre in einem wesentlich anderen 
Gewände. Die Totalauffassung, die Auffassung des Ganzen in seinen 
wesentlichen Bestandteilen genügt hier nicht mehr. Das Formen zielt jetzt 
deutlicher auf Herausarbeitung kleinerer charakteristischer Merkmale ab, 
wenngleich das Darstellen von Finessen auch jetzt noch wenig Zweck haben 
dürfte. Der darzustellende Gegenstand wird also nicht nur aus dem Ge¬ 
dächtnis, sondern auch auf Grund einer genauen Anschauung geformt. Das 
Arbeitsprodukt wird mit dem Gegenstände verglichen und darnach korrigiert. 
Bei vielen Objekten empfiehlt sich aus praktischen und ästhetischen Rück¬ 
sichten die Darstellung auf einer Unterlage, einer Tonplatte. Die Kinder 
sind nun hinreichend geübt, diese selbst herzustellen. Unvollkommenheiten in 
der Oberfläche der Platte schaden nicht, vielmehr erwecken sie den Eindruck 
l) Trapp und Pinzke, Das Bewegungsspiel. Langensalza, Hermann Beyer 
& Söhne (Beyer & Mann).
	        
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