Querfurt. Giebichenstein. <
Petschenegen, die am Don wohnten, und verkündigte ihnen mit vieler
Mühe und Gefahr das Evangelium. Seine Arbeit an den rohen Heiden¬
herzen war nicht vergeblich. Es entstand eine kleine Christengemeinde,
in der das Wort von der Erlösung tiefe Wurzel faßte.
Da erhielt Brun die Nachricht, sein Freund, der heilige Adalbert,
sei von den heidnischen Preußen erschlagen worden. Schnell reiste er in
seine Heimat und traf Vorbereitungen, das Missionswerk Adalberts
unter den heidnischen Preußen fortzusetzen. Als er mit seinem Manl-
-esel auf die Schloßwiese vou Querfurt kam, hielt das Tier an uud
konnte durchaus nicht weiter gebracht werden. Dies sahen Brnns Freunde,
die ihm das Geleit gaben, für eine üble Vorbedeutung an uud baten
den heiligen Mann, er möge umkehren. Allein der eifrige Heidenbe¬
kehrer hängte seine Pilgertasche um und wanderte zu Fuß weiter.
b) Üruu0 Mcheugentod. Seine Predigt unter den heidnischen
Preußen bekehrte viele zum Christentnme. Darüber war ein Fürst dieser
Heiden so aufgebracht, daß er den heiligen Mann enthaupten ließ. Die
von Brun bekehrte kleine Christenschar aber erbaute ihrem Apostel zu
Ehren die Stadt Brunsberg (Braunsberg).
Bruns Brüder, die Herren von Querfurt, ließen an der Stelle
auf der Wiese, wo der Maulesel störrisch gestanden, eine Kapelle er¬
richten, in der die Überreste des frommen Blutzeugen aufbewahrt wurden.
Nun entstanden große Wallfahrten nach der geheiligten Stätte. Das
lockte die Handeltreibenden. Sie stellten sich in der Nähe der Kapelle
auf und. verkauften an die Wallfahrer allerlei Opfergegenstände. Daraus
entwickelte sich nach und nach ein Jahrmarkt, der Den Namen Wiesenmarkt
führt. Zum Andenken an die Begebenheit bereiten noch jetzt die Qner-
fnrter Töpfer bemalte Efel, auf deueu ein Reiter sitzt. Auch werden kleine
Köberchen feilgeboten, die an die Pilgertasche des heiligen Bruu erinnern
sollen.
7. Ludwig der Springer (1070).
a) i'nimttge Haft. Kaiser Heinrich IV. hielt den Landgrafen Lud¬
wig vou Thüringen auf dem Giebichenstein in strenger Haft, weil der
Verdacht auf ihm ruhte, den Pfalzgrafen von Sachsen auf der Jagd getötet
zu haben. Der Giebichenstein ist ein sehr hoher Fels bei Halle, auf dem
die Kaiser eine Burg hatten errichten lassen zn sicherem Gewahrsam vor¬
nehmer Gefangenen. Deshalb ging ein Sprüchlein durch das Land:
„Wer kommt nach Giebichensteine, kommt selten wieder Heime". Zwei
Jahre schon schmachtete Ludwig im Gefängnisse, uud Tag und Nacht sann
er nach, wie er wohl entkommen könne.
!)) Ludwigs Flucht. Ludwig verfiel auf einen listigen Plan. Er
stellte sich todkrank und bat die Ritter, die ihn bewachten, um die Er¬
laubnis, seinen Geheimschreiber sprechen zn dürfen, der den letzten
Willen aussetzen follte. Der Geheimschreiber kam, aber statt des letzten
Willens ließ Ludwig einen Befehl an seinen Amtmann in Weißensels
ausfertigen. Darnach sollte ihm mit seinen Sterbekleidern ein weiter