Full text: [Teil 4, [Schülerbd.]] ([Teil 4, [Schülerbd.]])

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2. Als der Brückn nun war geschlagen, 
daß man kunnt mit Stuck1) und Wagen 
frei passiern den Donaufluß,2) 
bei Semlin3) schlug man das Lager, 
alle Türken zu verjagen, 
ihn’n zum Spott und zum Verdruß. 
3. Am einundzwanzigsten August4) so eben 
kam ein Spion5) bei Sturm und Regen, 
schwur’s dem Prinzen und zeigt’s ihm an, 
daß die Türken futragieren0), 
so viel als man kunnt verspüren, 
an die dreimalhunderttausend Mann. 
4. Als Prinz Eugenius dies vernommen, 
ließ er gleich zusammen kommen 
seine General und Feldmarschall. 
Er that sie recht instrugieren7), 
wie man sollt’ die Truppen führen 
und den Feind recht greifen an. 
5. Bei der Parole8) that er befehlen, 
daß man sollt’ die Zwölfe zählen 
bei der Uhr um Mitternacht, 
da sollt’ alls zu Pferd aufsitzen, 
mit dem Feinde zu scharmützen2), 
was zum Streit nur hätte Kraft. 
6. Alles saß auch gleich zu Pferde, 
jeder griff nach seinem Schwerte, 
ganz still ruckt man aus der Schanz. 
Die Musketier10 *) wie auch die Reiter 
thäten alle tapfer streiten; 
’s war fürwahr ein schöner Tanz! 
7. Ihr Konstabler11) auf der Schanzen, 
spielet auf zu diesem Tanzen 
mit Kartaunen12), groß und klein, 
mit den großen, mit den kleinen, 
auf die Türken, auf die Heiden, 
daß sie laufen alle davon! 
4) Stuck, Stück, ein schweres Geschütz. — 2) Am 18. Juni 
1717 überschritt Prinz Eugen die Donau. — 3) Semlin, am rechten 
Donauufer, unweit der Savemündung, Belgrad gegenüber gelegen. — 
4) Die Schlacht fand thatsächlich schon am 16. August 1717 statt. — 
5) Ein österreichischer Kundschafter. — 6) Fouragieren, Futter und 
Lebensmittel für ein Kriegsheer mit seinen Pferden suchen. — 
7) Instruieren, unterweisen, belehren. —- 8) Bei der Ausgabe der 
Parole, d. h. des Erkennungswortes, woran sich Posten und Wachen 
erkennen. — 9) Scharmützen (scharmützein), sich in ein Schar¬ 
mützel (ein Gefecht zwischen kleinen Scharen) einlassen. — 10) Der 
Musketier, der mit der Muskete (Soldatenflinte) bewaffnete Fu߬ 
soldat. — u) Der Konstabler, der das Geschütz bedienende Kanonier, 
jetzt nicht mehr gebräuchlich. — 12) Die Kartaune, eine kurze dicke 
Kanone.
	        
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