o JÖ J f f c —a 2091
154. Der Lolse.
Ludwig Giesebrecht.
„Siehst du die Brigg dort auf den Wellen?
Sie steuert falsch, sie treibt herein
und muß am Vorgebirg zerschellen,
lenkt sie nicht augenblicklich ein.
„Ich muß hinaus, daß ich sie leite!“ —
„Gehst du ins offne Wasser vor,
so legt dein Boot sich auf die Seite
und richtet nimmer sich empor.“ —
„Allein ich sinke nicht vergebens,
wenn sie mein letzter Ruf belehrt;
ein ganzes Schiff voll jungen Lebens
ist wohl ein altes Leben wert.
Gib mir das Sprachrohr! Schifflein, eile!
Es ist die letzte, höchste Not.“ —
Vor fliegendem Sturme, gleich dem Pfeile,
hin durch die Schären eilt das Boot.
Jetzt schießt es aus dem Klippenrande.
„Links müßt ihr steuern!“ hallt ein Schrei.
Kieloben treibt das Boot zu Lande,
und sicher fährt die Brigg vorbei.
155. Nis Rancers.
Otto Ernst.
l. Krachen und Heulen und berstende Nacht,
Dunkel und Flammen in rasender Jagd —
ein Schrei durch die Brandung!
2. Und brennt der Himmel, so sieht man's gut:
ein Wrack auf der Sandbankl Noch wiegt es die Flut;
gleich holt sich's der Abgrund.
Nis Randers lugt — und ohne Hast
spricht er: „Da hängt noch ein Mann im Mast,
wir müssen ihn holen.“
Da faßt ihn die Mutter: „Du steigst mir nicht ein!
Dich will ich behalten, du bliebsst mir allein,
ich will's, deine Mutter!
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