aber, da ein Prinz von Preußen den braunschweigischen Thron inne hat,
ist das noch öfter der Fall. Groß ist allemal der Jubel, wenn so hoher
Besuch erwartet wird. Von weit her strömen dann die Leute zu den
Kaisertagen herbei, und schon manche größere Stadt hat Blankenburg um
diesen Vorzug beneidet! Nach Leibrock.
157. Das Kloster Walkenried.
Am Südrande des Harzes, der sich durch seine prächtigen Laub¬
wälder, seine zahlreichen, malerisch gelegenen Ruinen alter Burgen
und Schlösser und seine herrlichen Fernsichten auszeichnet, liegt
fast in der Mitte zwischen Harzburg und Nordhausen an der Eisen¬
bahn der Ort Walkenried mit den leider nur noch spärlichen Resten
des einst so herrlichen Gotteshauses des ehemaligen berühmten
Klosters.
Das Mönchskloster Walkenried wurde im Jahre 1127, zwar nicht
an der Stelle des jetzigen Klostergebäudes, sondern etwa eine Viertel¬
stunde weiter aufwärts im Tale, von Mönchen aus dem Kloster Alten-
Kampen am Niederrhein begründet. Kaiser Lothar bestätigte 1132
die Stiftung, und der Erzbischof Adalbert von Mainz weihete sie zu
Ehren der heiligen Jungfrau und des Bischofs Martin.
Durch reiche Gaben, sowie durch die mannigfachen Vorrechte,
die Kaiser und Papst dem Kloster verliehen, nahm dasselbe immer
mehr an Größe und Bedeutung zu, so daß bald das kleine Kloster
den inzwischen reich gewordenen Mönchen nicht mehr genügte. Des¬
halb wurde schon im Jahre 1207 weiter abwärts an der Wieda der
Bau des umfangreichen und prächtigen Klostergebäudes begonnen.
Achtzig Jahre gebrauchte man, um das großartige Werk zu voll¬
enden; aber in der langen Zeit hatte man auch einen Prachtbau ge¬
schaffen, dem wenige gleich kamen; und besonders wurde die Kirche
ihrer Größe und ihres edlen Stiles wegen lange Zeit hindurch für eins
der schönsten Gotteshäuser im Deutschen Reiche gehalten. Reiche
Reliquien, herrliche Glasgemälde und kunstreiche Bilder schmückten
die Kirche, und in der Taufkapelle des südlichen Kreuzganges befand
sich ein großes bronzenes Becken, das aus dem Wiedafluß gespeist
wurde. An die Kirche schlossen sich weite, bunt bemalte Kreuzgänge
an. Vor allem sehenswert ist der Kapitelsaal, der jetzt der Gemeinde
als Gotteshaus dient.
So zeugen die einst so herrliche, mit kostbarem Schmuck ausge¬
stattete Kirche, die kunstvoll verzierten Kapellen, die weiten Vorrats¬
häuser und die große Anzahl der Mönchszellen von dem ungeheuren
Reichtume, den im Laufe der Zeit das Kloster erworben hatte. Viele
tausend Morgen Acker, Wiesen und Wald, viele Teiche und Wein¬
berge nannte das Kloster sein Eigentum. Wie viele Mühlen, Weiler
und Dörfer waren ihm zinsbar! An vielen großem und kleinern