Er hatte sich inzwischen in Hannover eine Riesenwerkstatt ge¬
schaffen, in welcher die Erzfigur seines leuchtenden Helden und das
dazu bestimmte eiserne Gerüst angefertigt wurde. Der Reichstag des
neuerstandenen Deutschen Reiches gewährte einen bedeutenden Zu¬
schoß, und so wurden im Jahre 1871 am Denkmalsplatze alle* Ge¬
rüste und sonstigen Vorbereitungen des gewaltigen Standbildes voll¬
endet. 1873 geschah die Überführung der Einzelteile der Figur hinauf
zur Grotenburg; das Jahr darauf begann endlich die Aufstellung der¬
selben, ein überaus schwieriges Werk, das jedoch im Winter darauf
glücklich gefördert und vollendet wurde und 1875 seinen letzten Ab¬
schluß fand.
Am 16. August 1875 sah der Teutoburger Wald einen Festtag.
Da entfaltete sich in seinen Schluchten und auf den Höhen ein Glanz,
ein Jubel und die lauterste Begeisterung, wie solches der Wald noch
nie gesehen und auch nimmer wieder erleben dürfte. Es war der
höchste Ehrentag des greisen Meisters. An diesem Tage ging der
goldene Traum seiner Jugend in Erfüllung. Ernst von Bändel brachte
das Werk seines Lebens, entstanden in der Liebe zum Vaterlande,
dem deutschen Volke dar. Das war ein Zuströmen, ein Treiben und
Wogen! Aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes, ja von jenseits
des großen Meeres waren viele Tausende herbeigeeilt, die hehre,
weihevolle Stunde mitzufeiern.
Ehrenpforten, Tribünen und beflaggte Masten säumten den Fest-
platz und die weite Straße von Detmold her. Turner und Studenten,
Gewerkschaften, Kriegervereine und Schulen hielten in langen Reihen
und entfalteten unter den alten Eichen einen bunten Eahnenwald.
Die Vertreter aller deutschen Staaten waren erschienen; an ihrer
Spitze Deutschlands erster Kaiser, Wilhelm I., der Siegreiche in
Waffen und Worten, mit seinem ritterlichen Sohne, dem unverge߬
lichen Kaiser Friedrich.
Ein herzergreifender Anblick war es dann für alle, welche ihn
schauen durften, als nach dem Schluß der Festlichkeiten „der Alte
vom Berge“ zur kaiserlichen Tribüne geführt wurde, als bei seinem
Eintritt die glänzende Versammlung sich ehrerbietig erhob, und
Kaiser Wilhelm, selbst tief ergriffen, dem greisen Künstler beide
Hände schüttelte, und im Namen des ganzen deutschen Volkes seinen
Dank für das nun doch noch glücklich zu Ende geführte große Werk
aussprach. So standen Kaiser und Künstler einige Minuten Hand
in Hand. Und dann brach ein begeisterter Jubel los, der Berg und
Wald schier erbeben machte. Immer neue feurige Hochrufe erklangen
auf das deutsche Vaterland, auf seinen Kaiser und des Denkmals
edlen Meister.
Von Kaisers Mund ward an diesem Tage Ernst von Bändel, der
alles für die Verwirklichung seines vaterländischen Gedankens hin¬
geopfert hatte, ein Ehrensold auf Lebenszeit zugesichert. Lange