fullscreen: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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wunderung fand er sich von dem Genossenen so gestärkt, daß ihm die 
Bürde kaum halb so schwer vorkam. Als nun beide am Ende des 
Waldes sich trennen wollten, sagte der Alte: „Du hast mir besser ge— 
holfen, edelmütiger Jüngling, als ich gewünscht hatte; du solltest meine 
Last mir abnehmen und gabst mir statt dessen Kraft, sie selber zu tragen. 
Aber nun sage mir auch, ehe wir scheiden: Wer bist du, freundliche, 
liebe Seele?“ — „Ein Engel der göttlichen Vorsehung“, versetzte der 
Jüngling; „sie nimmt nicht immer die Last von den Menschen, aber 
sie reicht dem vertrauenden Beter das Brot der Stärkung und den 
Becher des Trostes und hilft so ihm samt seiner Bürde zum Ziele.“ 
Bei diesen Worten verklärte sich das Antlitz des Jünglings, und 
ohne seinen Namen zu nennen, entzog er sich den Augen des Alten. 
Dieser aber faltete seine Hände, und in seinen aufwärts gerichteten 
Augen glänzten Thränen des Dankes. Schlag. 
6. Abendlied, wenn der Mond scheint. 
Wir stolzen Menschenkinder 
sind eitel arme Sünder 
und wissen gar nicht viel; 
wir spinnen Luftgespinste 
und suchen viele Künste 
und kommen weiter von dem Ziel. 
1. Der Mond ist aufgegangen, 
die goldnen Sternlein prangen 
am Himmel hell und klar; 
der Wald steht schwarz und schweiget, 
und aus den Wiesen steiget 
der weiße Nebel wunderbar. 
2. Wie ist die Welt so stille 
und in der Dämm'rung Hülle 
so traulich und so hold — 
als eine stille Kammer, 
wo ihr des Tages Jammer 
verschlafen und vergessen sollt. 
5. 
Gott, laß dein Heil uns schauen, 
auf nichts Vergänglichs trauen, 
nicht Eitelkeit uns freun; 
laß uns einfältig werden 
und vor dir hier auf Erden 
wie Kinder fromm und fröhlich sein! 
Wollst endlich sonder Grämen 
aus dieser Welt uns nehmen 
durch einen sanften Tod; 
und wenn du uns genommen, 
laß uns in Himmel kommen, 
du, unser Herr und unser Gott! 
z. Seht ihr den Mond dort stehen? 
Er ist nur halb zu sehen 
und ist doch rund und schön. 
So sind wohl manche Sachen, 
die wir getrost belachen, 
weil unsre Augen sie nicht sehn. 
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7. So legt euch denn, ihr Brüder, 
in Gottes Namen nieder! 
Kalt ist der Abendhauch. 
Verschon uns, Gott, mit Strafen, 
und laß uns ruhig schlafen 
und unsern kranken Nachbar auch! 
Claudius.
	        
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