Full text: [Teil 5 = 5. Schulj., [Schülerbd.]] (Teil 5 = 5. Schuljahr, [Schülerband])

Die vierfleckige Wasserjungfer nebst erwachsener Larve mit vorgestreckter Maske 
und letzter Larvenhaut nach dem Ausschlüpfen des Insekts. 
114. Die Wasserjungfer. 
Was der Adler unter den Vögeln, das ist die Wasserjungfer unter 
den Insekten, einmal um ihres Fluges, das andere Mal um ihrer Raub¬ 
gier willen. 
Sie ist von allen Tieren, welche fliegen können, eines der schnellsten. 
Mit ihren vier großen Flügeln ist sie tut stände, ebenso gut vorwärts als 
rückwärts, ebenso gut nach rechts als nach links sich zu bewegen, bald steigt 
sie auf, bald ab; bald ist es eine gerade Linie, bald ein Kreis, bald ein 
Winkel, den sie im Fluge beschreibt; die Tänze und Jagden, welche sie 
in der Luft ausführt, sind so schnell und so wechselnd, daß das Auge 
müde wird, ihnen zu folgen. 
Der Schein trügt. Dies Sprichwort trifft vor allen bei der Wasser¬ 
jungfer zu. Sie ist anmutig in jeder ihrer Bewegungen, ihre Flügel 
glänzen im prächtigsten Stahlblau, und das glasartig durchsichtige Gewebe 
derselben bildet so feine Maschen, daß auch das geschickteste Klöppelmädchen 
des Erzgebirges sie bewundert; dazu kommt ihr schlanker Leib und die 
größte Sauberkeit im ganzen Wesen. Aber so schön ihr Kleid und ihr 
Leib ist, eben so häßlich ist ihr Gemüt. Was sie denkt, ist Mord, und 
was sie will, ist Fraß. Immer spähen die zwei großen an den Seiten, 
und die drei kleinen auf dem Scheitel stehenden Augen nach Bente. Jetzt 
stößt sie wie ein Habicht hoch aus der Luft auf den arglosen Schmetter-
	        
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